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Berufsporträts – Mitarbeitende geben Einblick in ihre Arbeit

24.08.2020

Rund 800 Menschen arbeiten in über 50 Berufen für die Burgergemeinde Bern. Forstwartin, Sommelier, Ornithologe, Bank-Privatkundenberaterin, Paläontologin, Architekt, Sozialarbeiterin, Archivar und Pfarrerin sind nur einige der Berufe. Dazu werden 30 Lernende ausgebildet sowie rund ebenso viele Praktikumsstellen angeboten. Mitarbeitende der Burgergemeinde geben Einblick in ihre Tätigkeit.

Stefan Stalder – Ein nicht alltäglicher Beruf

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Historisch war der Feldhüter für den Schutz der Felder verantwortlich. Von diesem Beruf überlebt bei der Burgergemeinde Bern lediglich der Name. «Heutzutage würde man mich als Projektleiter im baulichen Bereich bezeichnen», sagt Stefan Stalder. Und erzählt von seinem abwechslungsreichen und breiten Aufgabengebiet, bei dem das menschliche Gespür so wichtig ist wie die Fachkompetenz.

«Ich sehe mich als Bindeglied»
Bei Reparaturen, Sanierungen oder Neubauten auf den 33 landwirtschaftlichen Liegenschaften der Burgergemeinde ist Stefan Stalder die erste Ansprechperson. «Ich vermittle zwischen der Domänenverwaltung, den Pächtern und den Handwerkern.» Dank seines Hintergrunds als Landwirt mit Zusatzausbildung als Zimmermann geniesst er sowohl bei der Pächterschaft als auch bei den Unternehmern ein grosses Vertrauen.

Stefan Stalder schlug nach zwanzigjähriger Erfahrung auf dem Bau einen neuen Weg ein. Für die meisten Leute mag die Bezeichnung «Feldhüter» zunächst obskur klingen, doch wusste er beim Lesen der Stellenanzeige sofort Bescheid: «Als Handwerker kannte ich den Feldhüter der Burgergemeinde und fand seinen Job schon damals wirklich cool.»

Ein abenteuerlicher Alltag
Mit dem Seitenwechsel vom Handwerker zum Projektleiter werden neben dem baulichen Fachwissen nun zwischenmenschliche Aspekte zentral. Die Pachtverhältnisse laufen nämlich über mehrere Generationen, sodass auch der Einblick in den familiären Alltag, mit Freud und Leid, zum Beruf des Feldhüters gehört. Da jede Situation einzigartig ist, muss Stefan Stalder jeweils für alle Beteiligten praxistaugliche Lösungen finden: «Es ist eine Herausforderung, die Anliegen der Pächter mit den Vorstellungen der Bauunternehmer zu vereinen», erklärt er.

Zu dieser nicht alltäglichen Tätigkeit, die vom Berner Oberland bis ins Freiburger Hinterland über die St. Petersinsel führt, gehört manchmal auch echtes Abenteuer. So erlebt Stefan Stalder den Nervenkitzel mit Klettergurt und Seil an der Felswand bei einer Quellsanierung ebenso wie den Neubau eines Kuhstalls oder die Planung einer Küche. «Der Feldhüter käme mit dem Libero-Abo nirgends hin», sagt er lachend.

Das Unvorhersehbare macht den Alltag aber gerade spannend, auch in der Freizeit: Als leidenschaftlicher Jäger geniesst Stefan Stalder die Verbindung mit der Natur, das meditative Warten… – und plötzlich die Action und die schnellen Entscheidungen. Nähe zu Tier und Natur schafft er ebenfalls in seinem eigenen Bauernbetrieb: Mit einem Fuss auf jeder Seite verbindet er somit Land und Stadt; Grenzen gibt es keine.

Larissa Gasser – «Ich bilde mich immer weiter»

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TEXT: ANNELI REINHARD; BILD: LEA MOSER
FEBRUAR 2024

Sich stets weiterentwickeln, neue Aufgaben übernehmen und doch das Wichtige bewahren: die Nähe zum Menschen. So könnte man die Laufbahn von Larissa Gasser im Burgerspittel zusammenfassen. Mit sichtbarer Leidenschaft erzählt sie von ihrem Werdegang im vielfältigen Pflegebereich.

Ein Engagement auf mehreren Ebenen
Bereits sehr früh schlug das Herz von Larissa Gasser für den Pflegeberuf. Somit lernte sie den Beruf Fachfrau Gesundheit und übernahm nach entsprechender Ausbildung eine Stelle als diplomierte Pflegefachfrau im Burgerspittel am Bahnhofplatz. Im Laufe der Zeit bildete sie sich weiter und widmete sich den Themen Qualität und Qualitätsbewertung. «Ich bekam immer das Vertrauen und die Möglichkeit, mich in meinem Bereich weiterzuentwickeln, was ich sehr schätze», kommentiert Larissa Gasser, die nun als Standortleiterin und Leiterin Pflege im Burgerspittel am Bahnhofplatz tätig ist und sich mit dem breiten Thema «Pflegeentwicklung» beschäftigt. Was versteht man aber darunter? «Es geht darum, die Pflegequalität zu gewährleisten und zu verbessern. In interdisziplinärer Zusammenarbeit mit allen beteiligten Personen werden Prozesse kritisch hinterfragt, Handlungsbedarf ermittelt und neue Konzepte erarbeitet sowie laufend evaluiert», erläutert die Expertin. Diese Überlegungen weisen sich schlussendlich in jedem Aspekt der Pflege als zentral aus.

Das Gespräch im Zentrum
Zum Alltag von Larissa Gasser gehört nun mehr Büroarbeit als früher; dennoch bleibt der Menschenkontakt im Mittelpunkt, was ihr die nötige Abwechslung bringt. «Zusammenarbeit ist das Wichtigste in meiner Arbeit. Ich bin immer im Kontakt mit der Stationsleitung und den Pflegeteams, aber auch vor allem mit den Bewohnenden und deren Angehörigen», betont sie. Während Koordinationsfähigkeit eine wichtige Eigenschaft ist, verdankt Larissa Gasser ihren Erfolg in erster Linie ihrer Herzlichkeit – eine absolute Voraussetzung, wenn man so eng mit den Bewohnenden einer Altersinstitution arbeitet. Das ist allerdings das Schönste: «Ich geniesse die Freiheit, so viele Gespräche mit den betroffenen Personen führen zu dürfen. Sie und ihre Angehörigen sind sehr wertvolle Ressourcen.» Daher steht bei der jungen Frau immer die Tür offen, damit alle ihre Anliegen oder Wünsche frei ausdrücken können.

Wie Larissa Gasser es im Laufe der Zeit gelernt hat, sind regelmässige Austausche und Zusammenarbeit wesentliche Schlüssel zur Verbesserung der Pflegequalität. «Man muss nicht immer für jedes Problem sofort eine Lösung zur Verfügung haben. Oftmals entsteht die Lösung gemeinsam», stellt sie fest. Dies fördert Inklusivität, Empathie und Vertrauen– wesentliche Werte in allen Bereichen der Pflege.

Konstanze May – Ein offenes und wohlwollendes Umfeld

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TEXT: ANNELI REINHARD; BILD: LEA MOSER
NOVEMBER 2023

«Es herrscht hier eine so herzliche Art der Zusammenarbeit. Ich denke immer, der Traum muss irgendwann vorbei sein, es wird mich jemand anstupsen und sagen: ‹So, das war’s jetzt.›» So beschreibt Konstanze May mit einem strahlenden Lächeln ihre Eindrücke von der Burgergemeinde. Die leidenschaftliche Standesbeamtin aus Dortmund zog im Frühsommer 2023 der Liebe wegen nach Bern und fühlt sich nun als Sachbearbeiterin im Registerwesen und in der Administration der Burgerkanzlei «total glücklich».

Dass Konstanze May ihre vorherige Stelle verliess, war keine Selbstverständlichkeit. Nach vier Jahren Germanistikstudium sattelte sie um, begann eine Verwaltungsausbildung und fand heraus, wofür ihr Herz schlug: nämlich für den Beruf als Standesbeamtin. In diesem stimulierenden Umfeld war sie nahezu täglich mit neuen menschlichen Schicksalen konfrontiert. Mit ihrem Umzug in die Schweiz fiel die Möglichkeit einer Arbeit auf einem hiesigen Standesamt aufgrund ihrer deutschen Staatsbürgerschaft weg. Weil sie aber auf einem verwandten Gebiet weiterarbeiten wollte, bewarb sich Konstanze May bei der Burgergemeinde Bern, wo sie nun Zivilstandsmeldungen wie Geburten, Vaterschaftsanerkennungen und Eheschliessungen im burgerlichen Personenregister bearbeitet. Ausserdem führt sie das Sekretariat verschiedener Kommissionen.

Ein offenes und wohlwollendes Umfeld
In ihrem neuen Beruf erlebt Konstanze May einen anderen Alltag als in Deutschland: Dort hatte sie unmittelbaren Kontakt zum Publikum in unterschiedlichen Lebenssituationen, während sie nun im Hintergrund arbeitet. Der Lebensumbruch stellte zwar eine Herausforderung dar, jedoch fand Konstanze May in der Burgerkanzlei schnell ihren Platz und entdeckte eine völlig neue Arbeitskultur. Was sie zunächst überraschte, war die hohe Transparenz in der Kommunikation, sowohl intern als auch nach aussen: «Es herrscht keine Informationsflut, sondern man wird ins Boot geholt und kann sich daher mit der Arbeitgeberin, der Arbeit und den Kolleginnen und Kollegen auf eine ganz andere Weise identifizieren», erläutert sie.

Auch die Werte der Burgergemeinde haben es Konstanze May angetan: Dass langfristig gedacht wird, mit der Absicht, alle Generationen zu berücksichtigen, ältere sowie zukünftige, sei auch im Arbeitsklima spürbar: «Es steht und fällt alles mit dem Team. Das Sachgebiet kann einem noch so viel Spass bereiten, wenn das Umfeld und die Menschen nicht passen, dann hat man nicht das Herz dafür.»

Einen Ausgleich zu ihrer Vollzeitstelle findet Konstanze May in der Natur, beim Laufen und Spazieren sowie auf ihrer Terrasse in Zollikofen. Was ihr allerdings im Leben am meisten Freude bereitet, ist das Gleiche, was sie im Beruf antreibt: nämlich, dass es ihren Mitmenschen gut geht.

Christian Bähler – Viel Spielraum und Freiheit

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TEXT: ANNELI REINHARD; BILD: LEA MOSER
NOVEMBER 2023

«Meine Arbeit im Naturhistorischen Museum ähnelt einem Eisberg. Von aussen betrachtet sieht man nur seine Spitze, aber unsichtbar für die Blicke sorgen alle im Team dafür, den Besuchenden einen angenehmen Aufenthalt zu bereiten.» Seit 2013 zieht Christian Bähler durch die Gänge des Naturhistorischen Museums Bern. Inzwischen ist er als Bereichsleiter für Infrastruktur und Technik und als Sicherheitsbeauftragter mit rund 20 Mitarbeitenden in fünf Teams für Unterhalt, Ausstellungsbau, Renovationen, Aufsicht und Sicherheit sowie für das Museumscafé zuständig. Bereits als Kind begeisterten ihn technische Fragen. Später übte er als gelernter Elektriker seinen Beruf mehrere Jahre lang in der ganzen Schweiz aus. Der Wechsel von seiner damaligen Tätigkeit als Servicetechniker zurück zur Teamarbeit an einem festen Standort war eine grosse Umstellung: «Ich profitiere aber sehr davon, meine Lebensqualität ist dadurch viel besser geworden», meint Christian Bähler. Kein Tag wie der andere Diese Stabilität heisst allerdings nicht, dass seine Arbeit zur Routine geworden wäre: Die einzige fixe «Station» ist der Morgenkaffee um sieben Uhr, während Christian Bähler seinen Tag plant. Häufig steht als Erstes Administratives an, von Personalführung bis hin zu Projektkoordination. Danach ist er an den verschiedensten Orten des Museums anzutreffen, wo er Kontrollen durchführt, Reparaturen vornimmt, den Aufbau der neusten Ausstellung begleitet oder Verkabelungsarbeiten tätigt. Ab und zu muss er auch Krisensituationen bewältigen: «Wir haben vor Kurzem einen Brand gehabt, zum Glück ohne Personenschaden, aber da darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.»

Viel Spielraum und Freiheit
Danach gefragt, was ihn an seiner Stelle am besten gefällt, antwortet Christian Bähler: «Die Zusammenarbeit mit coolen Leuten in einem spannenden Umfeld, wo ich viel Freiheit in der Gestaltung meiner Tätigkeit geniesse.» So war es ihm etwa möglich, gleichzeitig eine Weiterbildung zum technischen Kaufmann zu absolvieren. Antrieb dazu war sowohl seine persönliche Entwicklung als auch der Wunsch, sich als Bereichsleiter neue Kompetenzen anzueignen. Bei einer Arbeit, in der zeitliche Ressourcen manchmal fehlen, stellte dies eine Herausforderung dar. Doch sie erwies sich beruflich und persönlich als sehr gewinnbringend.

Neben einem abwechslungsreichen und intensiven Arbeitsalltag findet Christian Bähler zuhause, in seinem Garten, mit Familie und Freunden, oder – jahreszeitabhängig – beim Biken oder Skifahren einen Ausgleich. So hält er das für ihn wesentliche Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit aufrecht.

Petra Christen – Engagiert für den perfekten Event

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TEXT: ANNELI REINHARD; BILD: LEA MOSER
OKTOBER 2023

Stellen Sie sich einen grossen Empfang vor, wie in einem Film: prunkvoller Saal, feines Apéro, Galadinner an Bankett-Tischchen und Barbetrieb bis spät in der Nacht. Würden Sie aber ahnen, was alles hinter der Kulisse läuft?

«Es überraschte mich am Anfang, wie viele Leute in der Organisation eines Anlasses involviert sind, wie viel im Vorfeld passiert und wie schnell der tatsächliche Event dann vorbei ist», bestätigt Petra Christen. Inzwischen gehört das alles zu ihrem Alltag. Die junge Nidwaldnerin arbeitet seit 2022 im Casino Bern, wo sie abwechselnd mit ihrer Ausbildung an der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern als Leiterin des Event Service tätig ist.

Stichwort Flexibilität
Wofür sorgt Petra Christen genau? Ihre Aufgaben umfassen die Arbeitsplanung für Festangestellte, die Aushilfeplanung bei grossen Anlässen und die Durchführung von Events. «Ich bin dafür zuständig, dass alles bereit ist, wenn die Gäste eintreffen», fasst sie zusammen, während sie noch einmal über den grossen Raum blickt, wo für den Abend tatsächlich schon alles parat steht.

Wie im Veranstaltungsbereich üblich, gibt es für Petra Christen keinen typischen Tag: Sie kann sowohl um 8 Uhr im Büro eintreffen als auch erst am späten Nachmittag ihre erste Runde durch das Haus machen. Arbeit am Wochenende ist für sie keine Ausnahme und es ist auch nicht selten, dass die hochmotivierte Leiterin bis 4 oder 5 Uhr morgens anwesend ist, zum Beispiel bei Hochzeiten. Es fällt ihr aber überhaupt nicht schwer, im Gegenteil: «Ich bin da, wann immer man mich braucht. Ich passe meinen Rhythmus am Arbeitsalltag an und finde es sehr schön.»

Die Organisation von Anlässen kann allerdings herausfordernd sein, sei es wegen der Kurzfristigkeit eines Auftrags oder aus Mangel an Mitarbeitenden an einem Event. Dies macht den Job jedoch gerade spannend: Wie kann man so improvisieren, dass die Gäste nichts davon bemerken? Aus ihren Erfahrungen hat Petra Christen gelernt, dass Spontanität und die Fähigkeit, bei Überraschungen schnell reagieren zu können, Schlüsselelemente sind. Spoiler: Es läuft nämlich nie alles nach Plan!

Das Menschliche im Zentrum
Welche Kompetenzen braucht es, um eine solch abwechslungsreiche Tätigkeit erfolgreich auszuüben? «Man muss sicher eine gute Führungsperson sein, aber das Wichtigste ist, im Umgang mit den Menschen herzlich und authentisch zu bleiben», meint Petra Christen. Gute Zusammenarbeit ist bei der Durchführung von Events wesentlich; daher ist es der jungen Frau ein Anliegen, dass alle Mitarbeitenden zufrieden sind und dass auf Wünsche eingegangen wird.

Das Gleiche gilt für die Kundinnen und Kunden. Diese Facette des Berufs entspricht Petra Christens grösster Motivation bei der Arbeit: «Ein erfolgreicher Tag ist, wenn die Gäste glücklich sind. Ihre Komplimente sind die schönste Belohnung für das Herzblut, mit dem ich mich für jeden Event engagiere.»

Lukas Rüber – Im Zeichen des Fisches

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TEXT: CÉLINE LEIMER; BILD: NELLY RODRIGUEZ
MAI 2023

Schon im Alter von 10 Jahren hielt er sich Siamesische Kampffische. Dazu verschlang er Bücher über Fische sowie aquaristische Zeitschriften. Nach dem Biologiestudium spezialisierte sich Lukas Rüber im Rahmen seiner anschliessenden Doktorarbeit endgültig auf Fische. In den darauffolgenden 20 Jahren reihten sich verschiedene berufliche Auslandsaufenthalte aneinander, etwa am Museo Nacional de Ciencias Naturales Madrid oder am Natural History Museum London.

Heute arbeitet er als Kurator für Ichthyologie, Fischkunde, am Naturhistorischen Museum Bern, wo erhauptsächlich die wissenschaftliche Sammlung der Fische betreut und forscht.

Als Spezialist auf dem Gebiet der Erforschung der Diversität von Süsswasserfischen war Lukas Rüber schon an vielen Projekten in Südostasien und Südasien beteiligt. Er fühlt sich verpflichtet, gefährdete Tierarten für die künftigen Generationen zu dokumentieren: Von den geschätzten 10 Millionen Pflanzen- und Tierarten sind nämlich erst rund zwei Millionen dokumentiert, während täglich nie zuvor beschriebene verschwinden. Vor allem die Feldarbeit fasziniert Lukas Rüber. Damit verbunden sind unvergessliche Erlebnisse, etwa, als ihm in Südostasien mit dem nur rund 8 mm grossen Torfsumpfwald-Zwergbärbling nach langer Suche der kleinste Fisch der Welt ins Netz ging.

Schweiz Hotspot der Fischartenvielfalt
Lukas Rüber ist auch am «Projet Lac» des Wasserforschungsinstituts Eawag beteiligt, das sich mit der Diversität und Inventarisierung der Süsswasserfische aus 35 Schweizer Seen befasst. «Eine überraschende Erkenntnis von ‹Projet Lac› ist beispielsweise, dass in allen Seen unterschiedliche Felchenarten vorkommen», erklärt Lukas Rüber «weil sich in ihnen nach der Eiszeit die Arten individuell herausgebildet haben.»

In der Schweiz sind aktuell insgesamt 126 einheimische Fischarten nachgewiesen. Mit fast 20 Prozent aller in Europa bekannten Fischarten gehört die Schweiz zu den Hotspots der Fischartenvielfalt. Da rund die Hälfte der einheimischen Fischarten vom Aussterben bedroht sind, ist es äusserst wichtig, mehr über die Evolution der Vielfalt der hiesigen Süsswasserfische zu erforschen: als Grundlage für ihre künftige Befischung, aber auch, um die Folgen des Klimawandels und der Wasserbelastung zu verstehen.

In seiner Freizeit verbringt Lukas Rüber am liebsten Zeit mit der Familie. Zu seinen Hobbies gehören Wandern, Reisen sowie – wenig überraschend – Schnorcheln und Tauchen.

Barbara Bigler – Flexibler Alltag

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TEXT: JAEL KAUFMANN; BILD: MARTIN GRASSL
MAI 2023

Für Barbara Bigler war schon immer klar, dass sie beruflich Menschen beraten und begleiten wollte. So entschied sie sich, in Luzern «Soziale Arbeit» zu studieren. An der gesetzlichen Sozialarbeit hat sie insbesondere die Komplexität sowie Vielfältigkeit angesprochen. Nach ihrem Studienabschluss 2017 arbeitete Barbara Bigler für einen öffentlichen Sozialdienst, bevor sie im März 2022 ihre Stelle im Burgerlichen Sozialzentrum antrat. Zu den Aufgaben der Burgergemeinde Bern gehört auch, die soziale Sicherheit im Rahmen der Sozialhilfe und des Kindes- und Erwachsenenschutzrechts für ihre im Kanton Bern wohnhaften Angehörigen zu gewährleisten.

Die Sozialarbeitenden des Burgerlichen Sozialzentrums arbeiten polyvalent, was bedeutet, dass sie Dossiers sowohl in der Sozialhilfe als auch im Kindes- und Erwachsenenschutzrecht führen, wogegen grössere Sozialdienste die beiden Bereiche trennen. «Im Team teilen wir die Dossiers je nach Auslastung und möglichst nach persönlichen Interessen auf», erklärt Barbara Bigler. Ihr Schwerpunkt liegt in der Begleitung und Beratung von Erwachsenen. Mit ihrem Arbeitspensum von 70 Prozent betreut sie etwa 43 Dossiers. Im Vergleich zu anderen Sozialdiensten ist die Fallbelastung etwas tiefer, die Arbeitsbelastung jedoch nicht geringer. «Die tiefere Fallbelastung ermöglicht uns, die Personen besser kennenzulernen und sie individueller zu begleiten», erklärt Barbara Bigler. Die Dossierführung ist somit zeitintensiver und anspruchsvoller.

Einen typischen Arbeitsalltag gibt es nicht
Nach dem typischen Arbeitstag im Burgerlichen Sozialzentrum gefragt, lacht Barbara Bigler und sagt: «Typisch ist, dass du nicht das machst, was du eigentlich geplant hast.» Klar gebe es fixe Termine, etwa Gespräche mit Klientinnen und Klienten, aber man müsse flexibel bleiben. Ständig erreichen die Sozialarbeiterin neue Anliegen ihrer Klientel, auf die rasche Reaktionen notwendig sind. «Wenn du mit Menschen zusammenarbeitest, läuft nicht immer alles nach Plan oder per Knopfdruck.» Es mache jedoch die Arbeit abwechslungsreich und lebendig.

Flexibilität beweist Barbara Bigler auch neben der Arbeit. So absolviert sie momentan an der Universität Fribourg in Teilzeit einen Masterstudiengang in «Legal Studies». Der Studiengang richtet sich an Interessierte, die sich Grundwissen des Schweizer Rechts aneignen möchten. Das Studium sei anspruchsvoll und zeitintensiv, erzählt die Sozialarbeiterin. Ihr grosses Interesse an Rechtsthemen und die Freude, das erlernte Wissen dann im Berufsalltag anwenden zu können, motivieren Barbara Bigler jedoch ungemein. In einem Jahr wird sie das Studium abschliessen. Danach freut sie sich, endlich wieder mehr Zeit für ihre grosse Passion zu haben: Barbara Bigler tanzt nämlich leidenschaftlich gerne – egal ob Hip-Hop, Jazz oder Ballett. Als nächstes möchte sie eine neue Tanzrichtung ausprobieren: «Wer weiss, vielleicht mache ich einen Tango-Kurs?»

Jeanine Weber – Der Mix macht es aus

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TEXT: CÉLINE LEIMER; BILD: LEA MOSER
NOVEMBER 2022

Jeanine Weber arbeitet als Immobilienbewirtschafterin in der Domänenverwaltung der Burgergemeinde Bern. Die Bewirtschaftung von Immobilien setzt sich hauptsächlich aus der Korrespondenz mit Mieterinnen und Mietern sowie Wohnungsabnahmen, -übergaben und -besichtigungen zusammen. Jeanine Weber schloss 2009 eine Ausbildung zur Hochbauzeichnerin ab, orientierte sich danach in einem Praktikum Richtung KV weiter und absolvierte anschliessend als Quereinsteigerin berufsbegleitend den Ausbildungsgang zur Immobilienbewirtschafterin. «Mich haben bereits in meiner Zeit als Hochbauzeichnerin die abgeschlossenen Objekte mehr fasziniert als die Entwürfe», bringt sie ihren Richtungswechsel auf den Punkt.

Überraschungen wie Wasserschäden oder Liftausfälle gibt es bei ihrer Tätigkeit immer wieder, und daher sieht jeder Tag auch etwas anders aus. Gleichwohl arbeitet Jeanine Weber morgens als erstes immer möglichst alle Mails ab. «Meistens kommt dann pünktlich um 8.00 Uhr das erste Telefon», erklärt sie. Der perfekte Arbeitstag ist für Jeanine Weber von gutem Teamwork geprägt, dazu kommen ein überschaubares Arbeitsvolumen und der morgendliche «Kafi».

Besonders der Austausch mit den unterschiedlichen Mieterinnen und Mietern findet sie sehr interessant, auch wenn er sich nicht immer einfach gestaltet: Manchmal müssen im richtigen Moment die richtigen Worte gefunden werden. Bisher durfte Jeanine Weber im Kundenkontakt aber hauptsächlich positive Erfahrungen sammeln, Ausnahmen sind kleinere Vorfälle wie «ruppige» Telefonate mit unangemessenem Vokabular: «Die Verwaltung dient hier eben oft als Ventil», so Jeanine Weber. Es sei ein Lernprozess gewesen, aber inzwischen kann sie sich gut abgrenzen und nimmt nicht mehr alles persönlich.

Wie Kinder, zu denen man gut schauen möchte
Jeanine Webers Faszination für Immobilien kommt im Gespräch klar zum Vorschein. Für ihre bernische Lieblingsimmobilie entscheiden kann sie sich aber nicht. Es ist vor allem der Mix unterschiedlicher Liegenschaften, vom Altbau bis zu modernen Neubauten, der die Immobilienbewirtschafterin bei der Domänenverwaltung begeistert. Am meisten an ihrem Job vermissen würde Jeanine Weber nämlich die Immobilien selbst: «Sie sind wie Kinder, zu denen man möglichst gut schauen möchte.» In ihrer Freizeit besucht sie besonders gern das Fitnessstudio, auch über den Mittag, wo sie den «den Kopf auslüften» kann. Eine grosse Leidenschaft von Jeanine Weber sind Musikfestivals wie das Gurtenfestival oder das Open Air Gampel: «Es gibt kaum ein Festival im Sommer, an dem ich nicht zu finden bin.»

Bernhard Ziörjen Maarsen – Grosse Veränderungen

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TEXT: CÉLINE LEIMER; BILD: LEA MOSER
NOVEMBER 2022

Bernhard Ziörjen hat ursprünglich eine Lehre als Feinmechaniker in der Industrie absolviert. «Handwerkliches Arbeiten liegt mir durchaus», verdeutlicht er die Vielseitigkeit seines Werdegangs. Da ihm aber vor allem der intellektuelle Aspekt fehlte, absolvierte Bernhard Ziörjen anschliessend die eidgenössische Matura auf dem zweiten Bildungsweg sowie ein Studium der Betriebsökonomie. Darauf arbeitete er für die Credit Suisse, Postfinance und Entris Banking. Nach einer fünfjährigen Tätigkeit für die Swisscom im Engagement- und Vertragsmanagement und einer weiteren berufsbegleitenden Ausbildung zum Executive Master HSG in Business Engineering fand er zur DC Bank.

Die DC Bank befindet sich inmitten eines Wandels, und Bernhard Ziörjens Arbeitstage sind zurzeit durch ein grosses IT-Projekt geprägt. Im Rahmen der Digitalisierung und Steigerung der Arbeitsproduktivität wird die gesamte Software der Bank erneuert. Seit zweieinhalb Jahren hat Bernhard Ziörjen etliche Digitalisierungsschritte vorangetrieben. «Als ich hier im Dezember 2019 angefangen habe, war klar, dass auf diesem Gebiet sehr viel passieren muss», erklärt er.

Eine neue Website, ein neues e-Banking inklusive App fürs Mobile-Banking sowie die Digitalisierung interner Abläufe standen auf der Traktandenliste der Geschäftsleitung: Nur so sei laut Bernhard Ziörjen ein modernes, effizientes und mobiles Arbeiten möglich. Ein Rundgang durch die DC Bank verdeutlicht dies: Anstelle von Räumen voller Aktenschränke finden sich geräumige Arbeits- und Kundenbesprechungszonen mit Screens – und im Hintergrund befindet sich der Serverraum mit der Technik, von der letztlich so vieles abhängt. Künftigen Handlungsbedarf sieht Bernhard Ziörjen in der Digitalisierung des Archivs, der zentralen Registratur sowie in der Einführung von digitalen Beratungs- oder Abwicklungslösungen.

Freude an der Zusammenarbeit
An seiner Führungsposition schätzt er die Möglichkeit, Dinge verändern zu können und dafür auch verantwortlich zu zeichnen. Ein erfüllter Arbeitstag bedeutet in seinen Augen Freude an der Arbeit, interessante Themen sowie die Zusammenarbeit mit guten Leuten. «Ich arbeite am liebsten mit Menschen zusammen, die mir Energie geben, anstatt sie zu nehmen», sagt Bernhard Ziörjen lachend. In seiner Freizeit verbringt er gerne Zeit mit der Familie und ihrer Hündin. So kann er sich von der Arbeit abgrenzen. Ein weiterer Ausgleich ist für ihn seit neuestem das Motorradfahren, weil es ihm «ein Gefühl von Freiheit» gibt. Am liebsten fährt er auf seinen Touren durch den Jura oder über den «Buechiberg» – oder auch einfach nach Bern zur Arbeit.

Anna Boss und Fritz Knecht – Junge Menschen behutsam begleiten

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TEXT: JANNA NUSSBAUMER; BILD: MARTIN GRASSL
MAI 2022

Als sie Anfang 20 war, wusste Anna Boss noch nicht genau, welche berufliche Laufbahn sie gerne einschlagen würde. Sie probierte zunächst Vieles aus: von der Arbeit in einem Bergrestaurant bis hin zur Hundeschlittenführerin in Nordschweden. Auch Fritz Knecht fand über ungewohnte Wege zum sozialen Beruf: Ursprünglich lernte er Konstrukteur, absolvierte dann die technische Berufsmatur und studierte anschliessend Soziale Arbeit. Beide arbeiten heute bei SORA für junge Erwachsene und sind froh um ihre Erfahrungen, etwa das Kennenlernen fremder Kulturen einschliesslich einer offenen Haltung gegenüber Neuem sowie das Erlangen handwerklichen Geschicks. Dies alles kommt ihnen heute auf der Arbeit immer wieder zugute.

Anna Boss und Fritz Knecht arbeiten aktuell in den WG-Teams von SORA, wo junge Erwachsene in herausfordernden oder belastenden Lebenssituationen unterkommen. Begleiten bedeutet, die jungen Erwachsenen in all ihren Anliegen zu beraten und zu unterstützen, von grundsätzlichen Fragen rund um ihre Lebenssituation über das Ausfüllen der Steuererklärung bis hin zur Benutzung der Waschmaschine. Dazu kommen aber auch unterschiedliche, abteilungsinterne Arbeiten. Zum Beispiel der Abschluss der monatlichen Buchhaltung der WGs, das Organisieren interner Weiterbildungen oder kleine handwerkliche Arbeiten, welche in den Wohnungen anfallen. «Nötigenfalls darf man sich auch nicht zu schade sein, einmal ein WC zu entstopfen», so Fritz Knecht. Grundsätzliches Ziel sei aber, dass die jungen Erwachsenen lernen, ihre Tage möglichst eigenständig und eigenverantwortlich zu meistern. Anna Boss und Fritz Knecht passen die Begleitung ihrer Klientinnen und Klienten je nach deren aktuellen Bedürfnissen an: Bei einer Krise oder einem Tief begleiten sie sie enger und intensiver, läuft es hingegen gut, wird auf die Selbsthilfekräfte der jungen Menschen gesetzt und entsprechend weniger intensiv begleitet.

So verschieden die jungen Erwachsenen sind, so abwechslungsreich gestalten sich auch die Arbeitswochen für Anna Boss und Fritz Knecht. Deshalb ist für ihre Arbeit sehr viel Flexibilität gefragt, was einem manchmal mehr oder weniger abverlangt. Dies besonders jetzt, weil sowohl Anna Boss als auch Fritz Knecht beide eine Familie mit einem Kleinkind haben. Trotzdem biete ihnen die Arbeit bei SORA Vieles, was sie anderswo vermissen würden. Beispielsweise der nahe und teilweise intensive Kontakt mit den Bewohnenden der Wohngemeinschaften, wo sie Höhen wie Tiefen miterleben würden. Hier liege aber auch eine grosse Herausforderung des Berufs, so Anna Boss, dass man sich von schwierigen Situationen abgrenzen könne. Abstand von der Arbeit findet Fritz Knecht in der Zeit mit der Familie, unter anderem mit seiner kleinen Tochter. Auch Anna Boss geniesst die Zeit mit ihrer Familie und verbringt viel Zeit in der Natur mit ihrem Hund. Und sie bäckt gerne Sauerteigbrot. «Das braucht Zeit und etwas Gefühl, doch am Schluss kann ich das fertige Brot aus dem Ofen holen und geniessen», meint sie begeistert.

Sarah Pedrazzoli – Sie möchte sich überflüssig machen

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TEXT: JANNA NUSSBAUMER; BILD: LEA MOSER
MÄRZ 2022

Von der Recherche des passenden Boxkellers für den Sohn bis hin zur Organisation von Team-Meetings: Der Arbeitsalltag von Sarah Pedrazzoli ist vielfältig und abwechslungsreich. Dies ist auch einer der Gründe, weshalb ihr ihre Anstellung bei SORA so gut gefällt.

Bereits während ihres Studiums in Heil- und Sozialpädagogik an der Uni Freiburg absolvierte Sarah Pedrazzoli ein Praktikum im Burgerlichen Jugendwohnheim Schlosshalde, kurz BJW. Aus dem BJW wurde schliesslich SORA, wo sie noch heute in der ambulanten Familienhilfe arbeitet. Zu ihren Hauptaufgaben gehört die Begleitung von Familien in herausfordernden Lebenssituationen. «Ich berate und begleite Eltern und ihre Kinder, besuche diese Familien zuhause und versuche mit den Familienmitgliedern und Auftraggebenden, beispielsweise Sozialdiensten, individuelle und passgenaue Lösungen zu finden», so Sarah Pedrazzoli. Dies mit dem Ziel, sich auf längere Sicht überflüssig zu machen. Dabei geht es um verschiedenste Themen. Beispielsweise berät sie Eltern, die ihrem Kind kindgerecht erklären wollen, dass es an einer psychischen Krankheit leidet. Sie hilft einer Mutter dabei, den Tag für ihren Jungen mit ADHS zu strukturieren. «Oder ich unterstütze die Familien bei der Suche nach einem passenden Hobby für die Kinder.»

Eine gute «Psychohygiene»

So vielfältig die Themen sind, so vielfältig sind auch die Arbeitstage von Sarah Pedrazzoli. An einem typischen Arbeitstag bereitet sie zunächst die Gespräche mit der Familie oder anderen beteiligten Personen, wie Lehrpersonen oder Psychologinnen vor. Dazu kommen administrative Arbeiten wie Mails beantworten oder Telefonate erledigen. Die Treffen bei den Familien zuhause kann Sarah Pedrazzoli flexibel planen.

Wichtige Bestandteile in der Zusammenarbeit mit den Familien sind die Ressourcenarbeit und die Vernetzung in der Lebenswelt der Familien. «Wer mit den unterschiedlichen Familienschicksalen arbeitet, muss über eine gute ‹Psychohygiene› verfügen und wissen, wie man sich auch von herausfordernden Themen abgrenzen kann», betont Sarah Pedrazzoli. Auch der persönliche Einfluss, den man auf die Familien haben kann, sollte nicht unterschätzt werden. Denn am Ende sei immer das Ziel, dass die betroffenen Personen wieder ohne die Begleitung durch SORA zurechtkommen. Zum Ausgleich zu ihrem Beruf treibt Sarah Pedrazzoli gerne Sport: Sie geht Joggen, schwimmt und coacht als Fussballtrainerin eine E-Juniorenmannschaft. Auch das Familienleben gibt ihr viel Kraft: Als Mami macht sie gerne Ausflüge mit ihrer Tochter und der ganzen Familie.

Edina Kolic – Durch die Grosseltern zum Pflegeberuf gekommen

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TEXT UND BILD: DANIELA EPP
NOVEMBER 2021

«Schon als kleines Mädchen habe ich gerne allen Menschen geholfen, besonders meinen Grosseltern», erklärt Edina Kolic den Grund, der sie in den Burgerspittel im Viererfeld geführt hat. Auf Empfehlung ihrer Mutter informierte sie sich während der Realschulzeit über die verschiedenen Berufe im Pflegebereich. Ihr war bald klar, dass das ihre Richtung ist. Edina Kolic erlangte zunächst das «Eidgenössische Berufsattest als Assistentin Gesundheit und Soziales» und arbeitete danach zwei Jahre lang in der Klinik Schönberg in Gunten. Nun absolviert sie im Burgerspittel die zweijährige Lehre zur «Fachfrau Gesundheit verkürzt für Erwachsene» - eine speziell konzipierte Ausbildung für junge Berufsleute ab 22 Jahren. Voraussetzung ist, dass die erwachsenen Lernenden bereits während zwei Jahren Arbeitserfahrung im Bereich Pflege und Betreuung sammeln konnten. «Ich bin dem Burgerspittel sehr dankbar, dass ich hier meine weitere Ausbildung beginnen durfte», erinnert sich Edina Kolic.

Die zweijährige Lehre geht im Gegensatz zum Berufsattest vertiefter auf die Medizinaltechnik und Anatomie ein. «Die Schule ist anstrengend, aber der Unterricht macht mir extrem Spass. Ich lerne sehr viel für die Praxis und darf bald auch Medikamente und Spritzen verabreichen», freut sie sich. «Das war vorher nicht möglich», so Edina Kolic. Zur Arbeit im Burgerspittel bemerkt Edina Kolic: «Das Wichtigste für uns in der Pflege ist die Kommunikation. Ohne sie funktioniert nichts. Die Bewohnenden merken, wenn etwas nicht stimmt.» Auch in schwierigen Situationen, bei Meinungsverschiedenheiten oder Todesfällen steht Edina Kolics Team immer hinter ihr. Ihr Selbstbewusstsein hilft ihr ebenfalls, diese Momente zu meistern. Edina Kolics Charakterstärke rührt aus ihrer Kindheit: Sie ist mit ihrer Familie vor dem Krieg aus dem Kosovo geflohen und musste schon früh schwierige Situationen allein meistern.

Augenfällig sind übrigens ihre tätowierten Arme. Doch diese sorgen kaum für grossen Gesprächsstoff: «Die älteren Menschen reagieren positiv auf die Tattoos und fragen interessiert nach. Mein ausländischer Nachname fällt ebenfalls auf. Die Leute sind meist überrascht, wie gut ich ‹Bärndütsch› spreche», sagt Edina Kolic lächelnd. Für die Zukunft hat sie sich grosse Ziele gesetzt. Nach erfolgreichem Abschluss ihrer Lehre möchte sie erst einmal auf dem Beruf arbeiten und später gerne die Höhere Fachschule als Pflegefachfrau absolvieren.

Philipp Stämpfli – Nicht verstaubt, sondern hochmodern

Bild Legende:

TEXT: DANIELA EPP; BILD: ZVG
NOVEMBER 2021

«Nein, die Burgerbibliothek ist nicht alt und verstaubt. Sie ist hochmodern, arbeitet mit Hightech-Methoden und detailliert, wie nur wenige Archive und Bibliotheken in der Schweiz», widerspricht Burgerarchivar Philipp Stämpfli einem Klischee, das er immer wieder zu hören bekommt. Tatsächlich sind die Archivalien, die in rund 20 Metern Tiefe unter der Burgerbibliothek lagern, teils sehr alt. Aber sie werden topmodern gelagert, aufbereitet und digitalisiert.

In der Burgerbibliothek gelandet ist der ausgebildete Historiker Philipp Stämpfli nach einem Praktikum im Staatsarchiv des Kantons Bern und einer anschliessenden zweijährigen Projektstelle dort. Der damalige Staatsarchivar Karl Wälchli war zugleich Präsident der Bibliothekskommission der Burgergemeinde und initiierte die Schaffung der Stelle eines Burgerarchivars, die Philipp Stämpfli seit 1996 bei der Burgerbibliothek besetzt. Zuvor kümmerte sich niemand um die Aufarbeitung der Verwaltungsarchive von Burgergemeinde, Zünften und Gesellschaften. Eine seiner ersten Aufgaben war die Erschliessung der Zunftarchive. Dies bezeichnet das Ordnen, Verpacken und Verzeichnen von Archivgut, damit es zugeordnet wird und auffindbar bleibt. Zudem ist er auch für die Erschliessung der über 250 000 Bilder und Fotos zuständig, von denen er insbesondere hochauflösende Scans anfertigt.

Die Digitalisierung hat auch für die Tätigkeit in den Archiven einen enormen Modernisierungsschub mit sich gebracht: Wurden teilweise noch bis Ende 90er-Jahre Karteikarten verwendet, wird heute alles in Datenbanken erfasst und online präsentiert. «Die Archivierung von digitalen Unterlagen wird nochmals grosse Veränderungen für unsere Arbeit mit sich bringen, so bleibt meine Arbeit auch ohne Stellenwechsel stets anregend», meint Philipp Stämpfli. Nicht nur die Vielfalt seiner Tätigkeiten bereitet ihm Freude, sondern auch der damit verbundene weite Zeithorizont, der sich ihm auftut. In den Verwaltungsarchiven existieren Bestände bis zurück ins 13. Jahrhundert, sie reichen vom Mittelalter bis ins heutige, digitale Zeitalter. Der Blick in die Vergangenheit fasziniert Philipp Stämpfli, die abertausenden Bilder und Fotos im Archiv lassen diese geradezu aufleben.

Nadja Glarner – Zwischen Verlorenem und Erhaltenem

Bild Legende:

TEXT: PATRIZIA JAEGGI; BILD: MARTIN GRASSL
MAI 2021

Mit grösster Sorgfalt schiebt Nadja Glarner eine historische Handschrift in die Mitte des Tisches: das Testament einer adeligen Frau aus dem 16. Jahrhundert aus dem Waadtland. Die Lettern sind für Laien kaum zu entziffern, nicht so für Nadja Glarner. Sie hatte schon immer Gefallen an der Geschichte gefunden, weshalb sie sich für ein Geschichtsstudium mit Schwerpunkt Mittelalter und früher Neuzeit entschied. Nach dem Studium absolvierte sie ein Praktikum beim Archiv für Agrargeschichte, welches zu einer Festanstellung dort führte, zudem war sie für eine private Archivdienstleistungsfirma tätig.

Genau zwei Jahre dauert nun ihre Projektstelle bei der Burgerbibliothek. Eigentlich ist Nadja Glarner keine typische Projektmitarbeiterin. Die Burgerbibliothek vergibt ihre Projektstellen normalerweise an Studienabgängerinnen und Studienabgänger und ermöglicht ihnen damit einen optimalen Einstieg in die Arbeitswelt. Das derzeitige Erschliessungsprojekt beinhaltet jedoch anspruchsvolle und besonders alte Dokumente. Nadja Glarners Ausbildung und ihre bisherige Berufserfahrung waren also ideale Voraussetzungen für die Projektmitarbeit. Genauigkeit und Effizienz sind bei ihrer Arbeit enorm wichtig. Die Familienbestände der burgerlichen Familien von Mülinen und von Tavel müssen in lediglich zwei Projektjahren erschlossen werden.

Nadja Glarners Aufgabe besteht darin, die Metadaten der Dokumente im Archivkatalog zu erfassen, den Inhalt zu beschreiben und ihren konservatorischen Zustand zu kontrollieren. Die Archivalien werden anschliessend in säurefreien Verpackungen im Archiv eingelagert. Durch das Erschliessen der Bestände werden diese der Öffentlichkeit erst zugänglich gemacht. Vom Studieren hat Nadja Glarner noch nicht genug. Neben der Projektstelle absolviert sie ein Nachdiplomstudium zur wissenschaftlichen Archivarin. «Die Kombination aus Projektmitarbeit und Studium ist perfekt. Ausserdem ist diese Stelle einmalig, da derart interessante und zeitlich weit zurückreichende Akten erschlossen werden.» Die Dokumente muten der Historikerin wie eine Zeitmaschine an, versetzen sie diese doch in die Welt und Zeit, der sie entstammen. «Es fasziniert mich, dass ich wahrscheinlich die erste oder zweite Person bin, die dieses Testament in Händen hält, um es wieder zu lesen.»

Fabian Loosli – Ob Staubsauger oder Computer ist egal – Hauptsache herumwerkeln!

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TEXT: HANNA WENGER / BILD: LEA MOSER
MAI 2021

Schon als kleiner Junge versuchte Fabian Loosli, Computer und Staubsauger auseinanderzubauen: Er wollte in die Gehäuse der Wunderkästen hineinsehen und ihre Funktionsweise verstehen. Heute arbeitet er in der Zentralen Informatik der Burgergemeinde Bern und studiert daneben an der Fernfachhochschule FFHS Betriebsökonomie mit Vertiefung Digital Business.

Seit Februar 2019 unterstützt Fabian Loosli das Team im Burgerspital am Bahnhofplatz. Der gelernte Kaufmann begann nach dem Militärdienst und der einjährigen Berufsmaturität mit seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre. Er trat seine Stelle in der Zentralen Informatik nach zwei Jahren Studium an.

«Meine Arbeit ermöglicht mir, erworbenes Wissen aus dem Studium direkt in die Praxis umzusetzen.» Alle zwei Wochen verbringt Fabian Loosli einen Tag im Präsenzunterricht an der Fernfachhochschule, das restliche Pensum bewerkstelligt er von zuhause aus. So gelingt es ihm, Beruf und Studium unter einen Hut zu bringen. «Meine Stelle bei der Burgergemeinde Bern wurde speziell für Studierende aus den Bereichen Wirtschaftsinformatik oder Betriebsökonomie geschaffen. Mit meiner Studienvertiefung passt diese Stelle perfekt.»

«In meinem Beruf schätze ich die abwechslungsreichen Aufträge, den Kontakt mit verschiedenen Menschen und natürlich die Auseinandersetzung mit neuen Technologien. Im stetigen Wandel der digitalen Welt wird es einem nie langweilig.» Fabian Looslis Arbeitstag beginnt um acht Uhr. Nach Checken der E-Mails und dem Nachführen der internen Buchhaltung folgt eine kurze Teamsitzung mit seinen vier Arbeitskollegen. Der 24-Jährige ist verantwortlich für die Teilbereiche Software und Hardware Asset & Lifecycle Management, die Verträge im Bereich Kommunikation und allem, was Software- Lizenzen und Rechnungen in der Informatik anbelangt. Daneben hält ihn der tägliche Support der Mitarbeitenden auf Trab.

Seit Kurzem wohnt Fabian Loosli im Breitenrainquartier in Bern. Im Sommer fährt er zum Ausgleich oft Velo. Seine Technikbegeisterung geht über IT-Geräte hinaus: «Ich mag es, ein bisschen herumzuwerkeln, egal, ob mit Holz, Elektronik oder auf dem Bildschirm. Hauptsache, das Ergebnis ist irgendwie benutzbar.»

Samuel Dober – Süsse Kunstwerke zaubern

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TEXT: HANNA WENGER / BILD: LEA MOSER
FEBRUAR 2021

Wer im Casino Bern ein Dessert geniesst, setzt seinen Gaumen einer süssen Geschmacksexplosion aus. Hinter den aufwändigen Süssspeisen steckt die kreative und arbeitsintensive Arbeit von Samuel Dober und seinem fünfköpfigen Team. «Meist beginne ich den Tag um 7 Uhr mit dem Backen von Gipfeli und Sauerteigbrot. Danach bereite ich das Tagesprogramm vor, das sich aus der Pâtisserie und Dessertkreationen für die Restaurants zusammenstellt.»

Dass Samuel Dober im Herbst 2019 als Chef Pâtissier im Casino gelandet ist, kommt nicht von ungefähr. Der 31-jährige Ostschweizer ist quasi in der Backstube grossgeworden. Schon seine Eltern führten eine Bäckerei, so konnte Dober bereits früh erste Erfahrungen sammeln. «Das Süsse liegt uns im Blut.» Auch sein Bruder ist ein erfolgreicher Küchenchef.

«Man muss gerne Süsses haben und kreativ sein. Dazu erweist sich die Liebe zum Detail und das dafür benötigte Fingerspitzengefühl bestimmt als vorteilhaft», meint Samuel Dober. Während seiner bisherigen beruflichen Laufbahn sammelte er Erfahrungen in der Pâtisserie, Chocolaterie und im Gourmetbereich im In- und Ausland. Die ausgeschriebene Stelle als Chef Pâtissier im Casino Bern entdeckte Dober per Zufall. Sogleich bewarb er sich und es dauerte nicht lange, bis Casino-Direktor Ivo Adam sich bei ihm meldete. Kurz darauf zog Samuel Dober mit seiner Familie nach Bern und trat die Stelle im Casino an.

Seine Aufgabe setzt sich aus ungefähr drei Vierteln Produktionsarbeit und einem Viertel administrativer Arbeit zusammen. «Wir sind ein Team. Die intensive Arbeit in der Produktion würde ohne die Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen nicht funktionieren.» Besonders beeindruckte ihn beim Stellenantritt im Casino Bern die Grösse des Hauses. Einerseits sei das Gebäude architektonisch höchst beeindruckend, andererseits das vielseitige Angebot beachtlich: «Die verschiedenen Restaurantbereiche ermöglichen es mir, an einer unglaublichen Vielfalt süsser Kreationen zu tüfteln.» So entstehen Desserts für den Salon d’Or, das Restaurant, die verschiedenen Anlässe im Event- und Kulturbereich – und sogar für den Sushi-Meister Atsushi Hiraoka.

In seiner Freizeit geniesst Samuel Dober die Zeit mit seiner kleinen Tochter, erkundet gerne die Altstadt Berns oder trifft sich mit seinen Kollegen zu einem Tennismatch. Er verbringt viel Zeit draussen: «Die Natur ist eine meiner grössten Inspirationsquellen.»

Anouk Riederer – Strenger als eine grosse Schwester

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TEXT: PASCAL MATHIS / BILD: MARTIN GRASSL
NOVEMBER 2020

Ja, die Frau mag ihren Job. Anouk Riederers Augen leuchten, wenn sie von ihrer Arbeit als Sozialpädagogin erzählt. Sie betreut Kinder und Jugendliche, die vorübergehend in einer Wohnung von «SORA für Familien» leben. Auch Riederer und ihre Teamkolleginnen und -kollegen sind während der Arbeit dort zu Hause – auch in der Nacht. «Diese Nähe zu den Klientinnen und Klienten ist sehr spannend und intensiv.»

Grund des Aufenthalts der jungen Leute sind die Verhältnisse in ihren Familien. Oft machen Eltern schwierige Phasen durch. «Trennungen, psychische Erkrankungen oder etwa häusliche Gewalt.» In solchen Situationen ziehen die Kinder dann für einige Zeit in eine Wohnung von SORA. «Meistens sind es freiwillige Platzierungen bei uns. Denn häufig sind Eltern und auch die Kinder froh um eine solche Auszeit», betont Anouk Riederer.

Während dieser Zeit ist es dann an ihr, sich um die jungen Leute zu kümmern. Ein Erziehungsjob: «Es geht um rechtzeitiges Aufstehen oder ums Zähneputzen», zählt sie zwei Beispiele auf. Alle Klientinnen und Klienten gehen zur Schule oder in die Lehre. Es gibt Hausaufgaben und Ämtli im Haushalt. «Und es kam auch schon mal vor, dass ich mit einem Jugendlichen eine ganze Nacht wach blieb, weil er eine Krise hatte.»

Die Sozialpädagogin versteht sich als Coach. Dass sie sich dabei nicht immer beliebt macht, ist klar. «Oberbefehlerin» höre sie ab und zu, lacht sie. Ist ihr Job eine Schwesterrolle? Sie überlegt lange. «Ich bin sicher strenger als eine grosse Schwester.» Dennoch: «Wir haben es meist sehr cool miteinander.»

Oberstes Ziel sei, die Ressourcen ihrer Klientinnen und Klienten zu stärken. Es bringe nichts, nur auf Schwächen herumzuhacken. Oft sei es auch die Suche nach etwas, das den jungen Menschen Freude bereite – etwa Musik, Malen oder Sport. Auch mit den Eltern ist Riederer im engen Kontakt. «Einige meinen zwar, dass der Nachwuchs bei uns ‹geflickt› werde.» Doch es brauche stets auf beiden Seiten Veränderung.

Eine Arbeit mit Knacknüssen. Aber nur schon, wenn kleine Dinge plötzlich klappen, ist die Freude gross. «Da gehe ich jeweils ganz beschwingt nachhause», sagt Anouk Riederer. So auch damals, als der Jugendliche – einst als «nicht beschulbar» eingestuft – erfolgreich seine Lehre abschloss. «Solches stellt wahnsinnig auf.» Und ihre Augen leuchten wieder.

Patrick Güdel – Jeden Tag etwas Gutes tun

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TEXT: LEA RÖTHLISBERGER / BILD: LEA MOSER
OKTOBER 2020

Patrick Güdel geniesst es, wenn er den Bewohnenden eine Freude machen und ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. «Ich spüre ihre grosse Dankbarkeit jeden Tag. Das gibt mir sehr viel und tut mir gut.» Als Pflegehelfer unterstützt er die Pflegenden bei ihrer täglichen Arbeit und ist für die Betreuung der Bewohnenden zuständig. Die Wertschätzung, die er für diese Arbeit im Burgerspittel erhält, sei für ihn ganz anders als noch als Detailhandelsfachmann. Er hat nun gefunden, was ihm in seinem früheren Beruf gefehlt hat: «Wenn ich am Abend nach Hause gehe, kann ich sagen, ich habe etwas Gutes getan und den Leuten geholfen.»

Am meisten Spass macht dem jungen Pflegehelfer seine Arbeit, wenn er sich am Nachmittag etwas mehr Zeit für die Bewohnenden nehmen kann. «Zum Beispiel mache ich mit ihnen ein Kaffeekränzchen im Garten, gehe spazieren oder spiele ‹Memory›. Das geniessen sie immer sehr.» Speziell während der ausserordentlichen Lage durch das Coronavirus, als keine Besuche von Angehörigen möglich waren, sei die persönliche Betreuung wichtig gewesen. Was Güdel an seinem Beruf ebenso gefällt: «Ich weiss nie, was mich erwartet, jeder Tag ist anders. Jeder Tag ist ein Highlight für mich.»

Doch nicht alles ist dem engagierten Pflegehelfer von Beginn an leichtgefallen, erzählt er. «Es ist schwierig, allen Leuten gerecht zu werden. Ich habe gelernt, dass die Leute sehr ungeduldig sein können. Zum Beispiel am Abend, wenn alle gleichzeitig ins Bett wollen.» Mit der Zeit lernte Güdel, mit diesen Herausforderungen umzugehen.

Nach der Lehre als Detailhandelsfachmann startete Patrick Güdel als Zivildienstleistender im Burgerspittel am Bahnhofplatz. Auf diesem Wege erhielt er einen ersten Einblick in die Gesundheitsbranche. «Am Anfang konnte ich mir einen solchen Beruf überhaupt nicht vorstellen, aber plötzlich gefiel es mir.» Güdel erhielt die Gelegenheit, die Lernenden aus der Pflege zeitweise zu begleiten, damit er sich vom Beruf noch ein besseres Bild machen konnte. Kurz darauf entschied er sich, den Kurs als Pflegehelfer zu absolvieren. Nach zwei Erfahrungsjahren als Pflegehelfer kann Patrick Güdel berufsbegleitend die Lehre als Fachmann Gesundheit in Angriff nehmen. Darauf freut er sich sehr: «Als Pflegefachmann kann ich auch medizinische Entscheide treffen und darf zum Beispiel Medikamente abgeben oder Blut nehmen. Das bringt Abwechslung in meinen Arbeitsalltag.»

Patrick Güdel kennt beide Standorte der Alters- und Pflegeinstitution «Der Burgerspittel»: die Abteilung im Burgerspital am Bahnhofplatz sowie das Hauptgebäude im Viererfeld. «Das Ambiente ist völlig anders, man kann die beiden Orte nicht miteinander vergleichen.» Am Bahnhofplatz sind die Bewohnenden noch eher selbständig und durch die zentrale Lage direkt am Puls der Stadt. Im Viererfeld bietet sich im grossen Park die Gelegenheit, mit den Bewohnenden einen Spaziergang zu machen und unterwegs die verschiedenen Tiere zu besuchen. Patrick Güdel mag die Abwechslung: «Als ich am Bahnhofplatz arbeitete, ging ich mit den Leuten in die Stadt. Da erzählten sie immer spannende Geschichten von früheren Zeiten. Aber ich geniesse nun auch die Ruhe und die Natur im Viererfeld. Hier bieten sich viele schöne Möglichkeiten zur Betreuung.»

André Gerteis – Ein Zahlenmensch durch und durch

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TEXT: LEA RÖTHLISBERGER / BILD: LEA MOSER
JUNI 2020

«Dinge mit Zahlen gehen immer auf», sagt André Gerteis schmunzelnd, «da gibt es keine Ausnahmen wie beim Subjonctif.» Schon in der Schule mochte er Mathematik am liebsten und somit war der Berufsweg schnell klar. In seinem heutigen Job kümmert er sich um die Buchhaltung der Sozialinstitution, zahlt und stellt beispielsweise Rechnungen aus und ist für die Jahresrechnung, das Budget und den Finanzplan zuständig. Nebst den vielen Zahlen bietet sich André Gerteis bei seiner täglichen Arbeit jedoch auch viel Menschenkontakt. «Die Menschen hinter den Zahlen und den Produkten sind für mich das Wichtigste.» Bei SORA ein essenzieller Aspekt, denn im Zentrum der Arbeit stehen Familien und Erwachsene in schwierigen und belastenden Lebenssituationen. Die Institution der Burgergemeinde Bern hat zum Ziel, sie zu unterstützen und zu begleiten. Dies geschieht durch auf den Konflikt zugeschnittene Unterstützung: Sei es durch Beratungsgespräche, unterstützende Dienstleistungen oder Aufenthalte in den eigens betriebenen Wohngemeinschaften.

«An meiner Arbeit liebe ich besonders die Vielseitigkeit», erklärt André Gerteis. Was auf den ersten Blick langweilig scheinen mag, sei erstaunlich abwechslungsreich. «Kein Jahr, keine Abrechnung ist gleich. Es stehen immer wieder neue Herausforderungen an, das finde ich spannend.» Wenn man 100 Prozent arbeite und beinahe mehr Zeit im Büro verbringe als zuhause, sei es wichtig, dass einem die Arbeit gefalle. In seiner Position erledigt er alle Arbeiten der ganzen Abteilung selbst: «Ich kümmere mich auch um Telefonanrufe und ums Einpacken der Rechnungen. Ich mag es, allein verantwortlich zu sein und mich selbst organisieren zu können.»

Trotzdem fühlt sich André Gerteis im Team von SORA gut eingebunden. Unter anderem steht er durch Lieferantenrechnungen, Spesenabrechnungen oder Klienteneinträgen oft direkt im Kontakt und Austausch mit den Sozialarbeitenden. Vom täglichen Geschäft erfährt er viel – durch seinen Arbeitsplatz direkt beim Empfang geht nichts an ihm vorbei. «Ich erlebe die Besuche und die Begleitungsgespräche verschiedener Familien hautnah, das gibt mir einen direkten Einblick in die Arbeit».

Seit einem guten halben Jahr arbeitet André Gerteis bei der Burgergemeinde Bern und ist von deren Vielfältigkeit und Vernetzung beeindruckt. Auf die freie Stelle bei SORA wurde er nicht durch Zufall aufmerksam: «Meine Frau Marlis arbeitet im Naturhistorischen Museum, dadurch habe ich einen ersten Eindruck der Burgergemeinde erhalten und wollte mehr wissen.» Besonders erinnert sich André Gerteis, der eigentlich gar nicht auf Stellensuche war, an das unkomplizierte Bewerbungsverfahren.

«Ganz besonders spannend finde ich auch den Einblick in die Welt der Zünfte und Gesellschaften», sagt er. Die Burgergemeinde sei ganz anders, als er sich diese vorgestellt habe. Ein Beruf, der die Welt der Zahlen mit den Menschen verbindet – für André Gerteis ein Volltreffer.

Marianne Bartlome – Herausfordernde Seelsorge in Zeiten von Corona

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TEXT: MARTIN GRASSL / BILD: SIMON STÄHLI
MAI 2020

Pfarrerin Marianne Bartlome erlebt die Coronazeit als besonders herausfordernd. Die Seelsorgerin steht keiner Kirchgemeinde vor, sondern ist von der Burgergemeinde angestellt und kümmert sich um die Betagten des Burgerspittels am Standort Bahnhofplatz, der sich im zweiten Stock des Burgerspitals befindet. Sie hält überdies jeden Monat einen öffentlichen Gottesdienst in der Spittelkapelle des Burgerspitals ab. Und sie hat auch mitgeholfen, das Trauercafé im Berner Generationenhaus ins Leben zu rufen. Marianne Bartlome ist ebenfalls seelsorgerische Anlaufstelle für viele Burgerinnen und Burger aus allen Gesellschaften und Zünften. Corona hat nun auch Marianne Bartlomes seelsorgerische Tätigkeit auf den Kopf gestellt.

MEDAILLON: Frau Bartlome, wie war Ihre Tätigkeit vor Corona geprägt?
Marianne Bartlome: Meine Kernaufgabe ist die seelsorgerische Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner im Burgerspittel am Bahnhofplatz, wo ich bislang meine regelmässigen Einzelbesuche gemacht habe. Es ist sehr wichtig für die Menschen, in der seelsorgerischen Person ein greifbares Gegenüber zu haben. Einerseits bin ich Klagemauer, wenn gerade der Schuh drückt, andererseits ist gerade auch das Nonverbale eben sehr wichtig. Ich arbeite eng mit der Pflege zusammen. Fühlt sich eine Bewohnerin oder ein Bewohner plötzlich unwohl, etwa durch eine Depression, ist es mir möglich, binnen einer Stunde vorbeizukommen. Alle hier kennen einander, unter den Bewohnerinnen und Bewohnern des Burgerspittels, den Angehörigen und den Pflegenden herrscht ein grosses Vertrauen. Das ist für meine Tätigkeit sehr wichtig und hilfreich.

MEDAILLON: Die Altersinstitutionen sind wie andere Einrichtungen auch wegen Corona abgeschottet worden. Hat das Ihre Tätigkeit verändert?
Marianne Bartlome: Und wie! Meine gewohnten Besuche sind aufgrund der Schutzmassnahmen nicht mehr möglich. Praktisch meine ganze seelsorgerische Arbeit findet nun per Telefon statt. Das ist eine grosse Veränderung und betrifft natürlich alle Pfarrerinnen und Pfarrer in dieser Zeit.

MEDAILLON: Was ist speziell anders?
Marianne Bartlome: Wie schon gesagt, ist das nonverbale Moment in meiner Tätigkeit sehr wichtig, wenn ich mein Gegenüber sehen, «gspüre», kann. Da bekomme ich sehr viel mit, und kann so intuitiv gut auf jemanden eingehen. Das fällt nun merklich weg. Ich höre die Hilfesuchenden nur noch am Telefon und muss mir oft den Kopf zerbrechen, wo genau der Schuh drückt. Die Gespräche laufen mir oft lange noch nach und rauben mir manchmal sogar den Schlaf. Es fühlt sich an, als würde man einem verunfallten Kind am Telefon auf eine Zeit danach vertrösten, wenn man es wieder in die Arme schliessen könne, obwohl man weiss, dass es dies gerade jetzt fest nötig hätte. Dennoch bin ich froh, telefonisch überhaupt noch zu den Menschen Kontakt halten zu können. Zudem verschicke ich allen Bewohnerinnen und Bewohnern des Burgerspittels jeweils Anfang Woche meinen Brief, «Einklang in die Woche», dadurch werden sie auch daran erinnert, dass ich weiterhin telefonisch für sie erreichbar bin.

MEDAILLON: Eine Situation, die Diensttuenden der Telefonseelsorge bestens vertraut ist…
Marianne Bartlome: Das ist etwas anderes und die Ausnahme. Hier ist Anonymität aus verschiedenen Gründen gewünscht oder geboten. Die gewohnte Seelsorge wie im Burgerspittel spielt sich dagegen ganz im Gegenteil nicht in der Anonymität ab.  

MEDAILLON: Stehen wegen Corona andere Themen im Vordergrund ihrer Tätigkeit?
Marianne Bartlome: Im Burgerspittel leben vor allem Menschen über 80 Jahre. Das Sterben ist hier kein Tabuthema. Viele befassen sich konkret damit, haben wichtige Dinge geregelt und etwa eine Patientenverfügung erstellt. Doch gerade die Fernsehbilder aus Norditalien haben viele Bewohnende aufgeschreckt. Die Konfrontation mit dieser Form eines einsamen Todes ausserhalb des Kreises der Liebsten, und dass sogar Beerdigungen und Gedenkfeiern im gewohnten Rahmen ausgesetzt sind, ist schwer zu akzeptieren. Die Verunsicherung ist deshalb gross, niemand will so einsam sterben. Die zusätzliche Abschottung auf Anordnung drückt dabei vielen verständlicherweise aufs Gemüt, die Isolation wird als sehr belastend empfunden. Die Pflegenden leisten dabei übrigens im Moment als einzige für die Bewohnenden physisch anwesenden Personen eine Herkulesarbeit. Ich möchte an dieser Stelle allen Pflegefachfrauen und -männern herzlich für ihren ausserordentlichen Dienst für die Spittelbewohnenden danken.

MEDAILLON: Was sind im Moment Lichtblicke?
Marianne Bartlome: Wie ich weiss, freuen sich die Bewohnenden des Burgerspittels sehr über ihren Innenhof, wo sie sich aufhalten dürfen. Er wirkt in dieser beunruhigenden Situation auf sie wie eine Oase, in der sie etwas Kraft tanken können. Und per Smartphone auch visuell mit der Aussenwelt und den Angehörigen im Kontakt bleiben können, hilft ihnen auch sehr. Eine Möglichkeit, von der man früher nicht hätte träumen können.

Thea Sonderegger – Grafikerin mit Leidenschaft

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TEXT: CLOÉ ROM / BILD: MARTIN GRASSL
NOVEMBER 2019

Zurzeit des Interviews war Thea Sonderegger gerade voll mit der Sonderausstellung «T. rex – Kennen wir uns?» beschäftigt, die nun seit Mitte September und noch bis Mitte März 2020 im Naturhistorischen Museum Bern zu bewundern ist. «T. rex» ist eine besonders interessante Ausstellung, da das Thema Dinosaurier ein grosses Publikum zu fesseln vermag. Thea Sonderegger zeichnete für den gesamten grafischen Auftritt der Ausstellung verantwortlich. Ihre Hauptaufgaben als Grafikerin umfassten das Entwickeln der Bildsprache für die Ausstellung sowie die konkrete Umsetzung aller Werbemittel, etwa Ausstellungsplakate, Flyer und Webapplikationen. Dazu kam die Einrichtung und Gestaltung des Shops, der sich in der Ausstellung selber befindet. In ihm werden viele Artikel zum Thema «T. rex» angeboten.

Thea Sonderegger hat vor einigen Monaten auch die Leitung des Empfangs und des Museumsshops übernommen. «Die neue Aufgabe stellt für mich eine Herausforderung dar, sie motiviert mich jedoch auch und bedeutet eine Abwechslung zum Grafikerinnenalltag», wie sie meint. Mit der Leitung des Empfangs und Museumsshops hat Thea Sonderegger unter anderem die Teamplanung, die Sortimentsgestaltung im Shop sowie diverse administrative Aufgaben übernommen.

Auf das Naturhistorische Museum ist die ursprünglich gelernte Polydesignerin Thea Sonderegger durch eine ausgeschriebene Praktikumsstelle aufmerksam geworden. Nach Abschluss des Praktikums bekam sie zwar keine Festanstellung auf ihrem angestammten Beruf, dafür aber eine Lehrstelle als Grafikerin angeboten – diese Chance hat Thea Sonderegger genutzt. Nach der Zweitlehre wurde sie dank ihrer selbstständigen, offenen und motivierten Arbeitsweise ins Grafiker-Team des Naturhistorischen Museums aufgenommen. Thea Sonderegger geniesst die freie Hand, die man ihr im Museum lässt, und die Eigeninitiative, die sie hier einbringen darf. Zusätzlich motivieren sie die Vielseitigkeit und die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Menschen. In ihrer Freizeit besucht die Grafikerin zweimal wöchentlich einen Spinning-Kurs, ein Indoor-Bike-Kurs. Dieser bietet ihr die richtige Gelegenheit, den Kopf zu lüften und sich auszupowern. «Nebst dem Spinning gehe ich auch gerne reisen, wandern, schwimmen oder kümmere mich um meinen kleinen Balkongarten.»

Daniel Struchen – Ein Arbeitsagoge, der gern ein Dinkelkorn wäre

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TEXT: NORA SCHWEIZER / BILD: MARTIN GRASSL
NOVEMBER 2019

Wenn Daniel Struchen ein Korn sein könnte, so wäre er am liebsten ein Dinkelkorn. Denn beim Dinkel lässt sich das Korn nicht so einfach vom Spreu trennen wie bei anderen Getreidearten. Dazu ist nämlich ein weiterer Arbeitsschritt nötig, was Dinkel zu einem wertvollen Korn macht. Fernab vom hektischen Stadtleben steht in Kriechenwil, an der Grenze zwischen den Kantonen Bern und Freiburg, seit dem 16. Jahrhundert in einem kleinen Weiler die Mühle Schönenbühl. Jugendliche schnüren gerade 25-Kilo-Mehlsäcke zu, andere reinigen Getreidekörner von den Erdresten der Felder oder helfen, die Mahlzeiten für das ganze Team zuzubereiten. Das Arbeitsintegrationsprojekt von SORA versucht in der Mühle, Jugendliche mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt an die reale Arbeitswelt heranzuführen. Im Gegensatz zu anderen Gleichaltrigen, tragen diese einen grossen Rucksack mit schwierigen Lebenserfahrungen mit sich. Daniel Struchen und zwei weiteren Teammitgliedern unterliegt die Leitung des Projekts.

Der gelernte Müllermeister und Müllereitechniker verfügt auch über Erfahrungen in der sozialen Arbeit. Als Betriebsleiter der Wegmühle in Bolligen kam er in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen. Im Vordergrund stand die Arbeitsintegration infolge Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, Ausbildungsdefiziten oder einer Lernschwäche. Hier entdeckte er sein Talent, junge Menschen mit erhöhtem Betreuungsbedarf zu motivieren. Struchen liess sich in der Folge zum Arbeitsagogen und Job-Coach ausbilden.

An seiner Arbeit schätzt Daniel Struchen besonders die Vielfalt seiner Aufgabenbereiche. Im Sozialauftrag stehen der Beziehungsaufbau zu den jungen Erwachsenen, die Beratung und Begleitung sowie das Job-Coaching im Vordergrund. Gemäss Produktauftrag kümmert sich der Müller um den Kundendienst, den Getreideeinkauf, die Entwicklung von neuen Produkten und um die Qualitätssicherung. Eine Mühle ist ein optimaler Ort für ein Arbeitsintegrationsprojekt, sehen doch die jungen Erwachsenen am Ende des Tages das Resultat ihrer geleisteten Arbeit. Dafür geschätzt zu werden, ist für sie besonders wichtig. So übernehmen sie etwa für Kunden Führungen in der Mühle und spüren dabei Verantwortung. Für den Arbeitsagogen Struchen ist die Orientierung am Willen der Jugendlichen ein zentraler Punkt: Er erinnert sich dann an die eigene Jugend, und daran, wie er selber gerne behandelt wurde.

Markus Rufener – Harz im Blut

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TEXT: PASCAL MATHIS / BILD: ZVG
MAI 2019

Erzählt Markus Rufener von seiner Arbeit als Forstwart, wird schnell klar, mit welch grosser Leidenschaft er diese ausführt. Seine Augen funkeln. Mit Leidenschaft berichtet er von seiner täglichen «Büez» draussen im Wald. Obwohl: Einen Beruf habe er ja nicht wirklich, meint er trocken. Die Arbeit sei eigentlich sein Hobby. Es liegt auf der Hand, dass Rufeners Plan, was er als Erwachsener einmal werden wollte, schon sehr früh klar war: Forstwart. Ein Interesse, das ihm auch ein bisschen in die Wiege gelegt wurde, denn sein Vater lernte denselben Beruf.

Zum Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern stiess Markus Rufener vor rund 13 Jahren nach der Forstwart-Ausbildung. «Seither durfte ich fast alles machen hier.» So arbeitete er etwa «am Boden», wurde Berufsbildner, wurde zum Langseil-Kletterer und lernte, einen «Forwarder» sowie einen «Harvester» zu bedienen. Die beiden letztgenannten Maschinen, die schwere Waldarbeiten rasant und effizient erledigen, gehören quasi zur «Champions League» in der Welt eines Forstwarts. Vor allem auf die Harvester-Ausbildung ist Markus Rufener stolz. Diese absolvierte er 2018 in Deutschland mit Bravour. Nach drei intensiven Monaten kehrte er mit der Note «sehr gut» in die Schweiz zurück; als erst Zweiter hierzulande meisterte er diese anspruchsvolle Forstmaschinenführer-Prüfung. Dabei ging es nicht nur um Tempo und um verarbeitete Holzmenge. Wichtig war auch, im Wald schonend mit den Maschinen umgehen zu können, keine Langzeitschäden zu verursachen und Arbeiten möglichst rentabel zu planen und auszuführen. «In meinem Job musst du für den Job leben – sonst bist du am falschen Ort», sagt Rufener bestimmt. Er schätzt es, heute im Wald als Teil eines Teams die unterschiedlichsten Arbeiten ausführen zu dürfen. Und auch, dass er vom Arbeitgeber entsprechend gefördert werde. «Ich wüsste nicht, was ich täte, würde man mir den Wald wegnehmen», meint er. Bei ihm fliesse halt schon auch etwas Harz im Blut.

Ausgleich zum Engagement im Wald findet der 36-Jährige bei seiner Frau und seinen beiden Kindern sowie im Sport. Im Winter steht er als Eishockey-Goalie auf dem Eis, im Sommer steigt er als Schwinger in den Sägemehl-Ring – und kommt also auch dort nicht ganz ohne Holz aus.

Tim Gerber – Zwischen Schonküche und Gourmetdinner

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TEXT: DANIELA TSCHANZ / BILD: FRANZISCA ELLENBERGER
NOVEMBER 2018

Tim Gerbers Leidenschaft für das Kochen begann früh. Bereits als Kind «spienzelte» er in die Kochtöpfe der Mutter, in der Kochschule packte ihn die Faszination für die Arbeit mit verschiedenen Lebensmitteln dann vollends. Nach der obligaten Schulzeit entschloss sich der heute 22-jährige Berner daher zu einer Lehre als Koch. Per Zufall stiess er damals auf den Stellenausschrieb der Burgergemeinde Bern, der ihn für drei Jahre in die Küche des Burgerspittels im Viererfeld führen sollte. Besonders die gute Stimmung im Team war es, die Gerber nach dem Militärdienst dazu bewog, nun als gelernter Koch an seinen Ausbildungsort zurückzukehren. Heute ist er Teil eines 13-köpfigen Küchenteams, das täglich dafür sorgt, den Bewohnenden der Altersinstitution ein ausgewogenes und individuell abgestimmtes Menü auf die Teller zu zaubern.

Im Gegensatz zu einem «regulären» Restaurantbetrieb kann die Anzahl der Gäste im Burgerspittel im Viererfeld relativ genau abgeschätzt werden, ebenso sind die Tagesabläufe und die entsprechenden Arbeitszeiten strukturierter. Langweilig wird es Gerber dabei dennoch nicht. Wenn er davon berichtet, wie er in der Spätschicht das Abendessen verteilt, ist ihm anzusehen, dass die Begegnungen mit den Bewohnenden ihn in seiner Tätigkeit als Koch bestärken. Oft erhalte er Komplimente für das Essen. Aber auch kritische Rückmeldungen nimmt er gerne an, denn diese würden mitunter dazu führen, dass er täglich dazulerne und dass die Kritik in die nächste Menüplanung miteinbezogen werden könne. Nach seiner Lehre erhielt Gerber ausserdem mehr Verantwortung zugesprochen. Heute kommt ihm im Beisein des Chefs teilweise die Funktion als Tagesverantwortlicher zu. Daneben kümmert er sich auch um die auszubildenden Lernenden.

Einen Ausgleich zum nicht immer stressfreien Job findet der junge Koch im Sport. Auf sein eindrücklichstes Arbeitserlebnis angesprochen, berichtet er von einem Anlass, als ein namhafter Koch aus Gstaad mitsamt seiner Equipe den Burgerspittel im Viererfeld besuchte. Während der Zubereitung des 8-Gängers bot sich ihm die Möglichkeit, vertieft Einblick in die Welt der Gourmetküche zu erhalten. Zum gemeinsamen Essen des Gourmetdinners versammelten sich dann sowohl Bewohnerinnen und Bewohner des Burgerspittels wie auch externe Gäste.

Rudolf Wyder – Durch Tradition und Innovation im Burgerspital

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TEXT: DANIELA TSCHANZ / BILD: MARTIN GRASSL
NOVEMBER 2018

Eigentlich wollte Rudolf Wyder seine Lebensgefährtin nur auf einer Führung durch das damals gerade entstandene Berner GenerationenHaus begleiten. Diese entpuppte sich dann aber als Infoanlass für Personen, die Besucherinnen und Besucher durch das Gebäude des Burgerspitals führen und ihnen dabei die Idee des Zusammenwirkens verschiedener Generationen näher bringen wollten. So fand sich Wyder am Ende des Tages auf einer Liste für Freiwillige wieder. Heute geleitet der ehemalige Berufsoffizier mit Freude Personen aus dem ganzen Kanton Bern sowie ausserkantonale Interessierte durch das Gebäude. In der Regel startet ein Rundgang beim Empfang des Burgerspitals. Während einer Stunde taucht Wyder mit den Besuchenden ein in das imposante Gebäude und seine weit zurückreichende Geschichte. Im obersten Geschoss zeigt er der Gruppe die historischen Balken. Im zweiten Stock wird ein Abstecher in das Alters- und Pflegeheim gemacht. Besonders die Möglichkeit, dass die hier wohnenden Männerund Frauen rund um die Uhr auf Aktivitäten zurückgreifen können, beeindruckt Wyder. Lachend erzählt er, dass er sich bei seinem ersten Besuch direkt einen Platz absichern wollte. Einen Stock weiter unten offenbart sich der Gruppe das Direktionszimmer, der Salon und das Treppenhaus. Die Architektur, die Möbel und die Gemälde seien es, die die Besuchenden immer wieder aufs Neue faszinierten, so Wyder. Dem Nicht-Bernburger ist es wichtig, dass er seinem Publikum auf einer Führung zwei zentrale Botschaften vermitteln kann. Einerseits das kulturelle und soziale Engagement der Burgergemeinde Bern, andererseits der Gedanke des generationenübergreifenden Austauschs. Dieser sei in seiner gelebten Art bis anhin schweizweit einzigartig.

Nach seiner Pensionierung entschloss sich der engagierte Rentner vorerst für ein Studium der Geschichte an den Universitäten Freiburg und Bern. Um mehr Zeit für seine fünf Enkelkinder zu haben, wechselte er schliesslich von der Uni zur «Pro Senectute». Hier unterstützt er Jugendliche im Beisein einer Lehrperson im Fach Mathematik. Wyders Einsatz für die Burgergemeinde Bern wird nicht selten mit einer Flasche Wein oder mit etwas Süssem gedankt. «Die Teilnehmenden merken, dass wir die Führungen gerne machen». Und das gebe ihm selbst auch viel zurück.

Manuel Schweizer – Den Vögeln auf der Spur

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TEXT: JULIA MARZONER / BILD: LISA SCHÄUBLIN
MAI 2018

Letzten September widmete sich der Themenmonat «Birders» am Naturhistorischen Museum Bern den Vogelbeobachtern. Dabei standen jene Menschen im Fokus, die mit beeindruckender Leidenschaft Vögel beobachten. Manuel Schweizer ist Kurator für Ornithologie am Museum und selber begeisterter Birdwatcher. Seine Arbeit verrichtet er aber meist nicht draussen in der Wildnis. Als Kurator kümmert er sich um die ornithologische Sammlung des Hauses, beantwortet Anfragen und leistet Öffentlichkeitsarbeit. Oft führt er Gruppen durchs Museum und stellt ihnen begeistert einzelne Vogelpräparate und deren Geschichte vor. An der Universität Bern hält er zudem eine Vorlesungen zum Thema Biogeographie im Rahmen eines Lehrauftrags. Die restliche Zeit nutzt Schweizer, um die Entstehung der Biodiversität der Vögel und deren Verwandtschaftsverhältnisse zu erforschen. So beschäftigt er sich etwa in einem aktuellen Projekt mit Uferschwalben aus Ostasien. Dabei bewegt ihn die Frage, ob genetisch und ökologisch unterschiedliche Populationen in dieser Region als verschiedene Arten zu klassifizieren seien. Dafür war er vor zwei Jahren auf einer Sammlungsreise im Tibet, im Juni dieses Jahres reist er nun in die Mongolei. Die Frage, was ihn derart an Vögeln fasziniere, wurde Schweizer schon oft gestellt. Eine klare Antwort darauf fällt ihm nicht ein. Doch das Schöne an den gefiederten Tieren sei, dass man ihnen auf Schritt und Tritt begegne. Das Beobachten von Vögeln hat Schweizer schon als Kind für sich entdeckt.

Langweilig ist es ihm dabei noch nie geworden. Nur das frühe Aufstehen bereitet ihm manchmal Mühe, denn Vögel können am besten in der Morgendämmerung beobachtet werden. Einen besonderen Glücksfall erlebte Manuel Schweizer vor einiger Zeit im Naturschutzgebiet Auried bei Laupen. Auf der Suche nach ungewöhnlichen Zugvögeln hörte er plötzlich im Schilf den Ruf des in Europa sehr seltenen Zwergsumpfhuhns. Mehrmals lauerte er dem Vogel zusammen mit Kollegen auf. Schliesslich liess sich der heimliche Vogel überraschend am Nachmittag blicken. Die Ausdauer hatte sich bezahlt gemacht, aber das frühe Aufstehen diesmal nicht.

Stephanie Gropp – Eine Bildersammlung zum Schmökern

Bild Legende:

TEXT: JULIA MARZONER / BILD: MARTIN GRASSL
SEPTEMBER 2017

Ob alte Landkarten, Stadtansichten von früher oder Porträts von Berner Persönlichkeiten – die Grafische Sammlung, das Fotoarchiv und die Gemälde der Burgerbibliothek beherbergen eine Vielfalt von historischen Bilddokumenten. Die Kunsthistorikerin Stephanie Gropp leitet seit September 2016 diese Sammlung, welche auch fast vollständig im Online-Archivkatalog der Burgerbibliothek zugänglich ist. Die Digitalisierung der Bestände dient ausserdem dazu, die fragilen Werke vor dem frühzeitigen Verfall zu schützen, weil sie dadurch nicht immer physisch konsultiert werden müssen. Gropp schätzt sehr, dass es sich die Burgerbibliothek zur Aufgabe gemacht hat, der Öffentlichkeit den Zugang zur Sammlung auf digitalem Weg zu ermöglichen. Damit lässt sich etwa seit neuestem die bedeutende Sammlung Berner Porträts der Burgerbibliothek sowie eine einzigartige Dokumentation zu Porträts in fremden Besitz online recherchieren. Dabei kommen Darstellungen von Berner Persönlichkeiten des 17. bis 19. Jahrhunderts ans Licht, die sonst in privaten Wohnzimmern hängen. Sowohl Wissenschaftler als auch interessierte Privatpersonen kommen in den Haller-Saal, um die Bestände zu konsultieren. Die Burgerbibliothek bietet mit ihrer facettenreichen Sammlung zentrale Informationsquellen für die Forschung zur Berner Geschichte.

Einen grossen Teil ihrer Arbeit macht die Annahme von Neuzugängen aus, speziell die damit verbundenen Recherchen und die Katalogisierung der Bilddokumente. Zahlreiche Werke stammen aus Vor- und Nachlässen von Berner Künstlern. Diese «Erbschaften» beinhalten neben den künstlerischen Arbeiten auch private Zeugnisse, die Einblicke in das Leben eines Malers, Grafikers oder Fotografen geben. Diesen Blick hinter die Kulissen von Kunstwerken empfindet Stephanie Gropp als einen der spannendsten Aspekte ihrer Arbeit. Wenn ihr Blick auf ein Porträt fällt, fragt sie sich oft, was für ein Mensch die abgebildete Person wohl gewesen ist. Besonders anhand der Bildnisse des 19. und 20. Jahrhunderts lassen sich gewisse Charakterzüge erahnen. Das Abbild der Enkelin Theodor Kochers deutet für Gropp etwa auf eine fröhliche und willensstarke Persönlichkeit hin. Mit jedem neu erfassten Porträt erschliesst sich so für sie auch immer wieder eine neue Welt.

Pascal Schweizer – Mit Anzug, Kaffee und Begeisterung

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TEXT: JULIA MARZONER / BILD: MARTIN GRASSL
SEPTEMBER 2017

Ein typischer Arbeitstag beginnt für Pascal Schweizer mit einem Kaffee morgens um sieben Uhr, denn ohne läuft nichts. Dann stürzt er sich tatendurstig in seine Arbeit bei der DC Bank. Er bereitet sich auf Kundengespräche vor, trifft Klienten und heckt für sie massgeschneiderte Lösungskonzepte aus. Das Ziel hat Schweizer dabei immer vor Augen: den Erwartungen der Kunden zu entsprechen und ihnen ein optimales Ergebnis zu liefern. Dazu kommen noch interne Sitzungen und telefonische Anfragen, dann ist gegen 18 Uhr Schluss. Mit einem rauchenden Kopf und einem zufriedenen Lächeln setzt er sich dann nach Feierabend in den Bus ins Liebefeld.

Schweizer fühlt sich sichtlich wohl in seinem Arbeitsumfeld und erzählt mit Begeisterung von seiner Arbeit in der Bank. Der Bernburger ist tief verwurzelt in der Burgergemeinde und stolz auf die Werte, für welche die burgerliche Bank steht: solid, bernisch und langfristig. Vor allem durch diese unterscheidet sich seiner Meinung nach die DC Bank von anderen Geldinstituten. Nach seiner Lehre bei der burgerlichen Bank arbeitete er ein Jahr lang für eine Grossbank. Dies sei jedoch nichts für ihn gewesen, meint Schweizer, zu anonym würden Mitarbeiter und Kunden behandelt, zu gross und unübersichtlich sei der Betrieb gewesen. Bei der DC Bank hingegen erfahre er mit seinen Ideen Wertschätzung, und auch Verbesserungsvorschläge werden gern entgegengenommen. Schweizer sieht sich selbst als rastlosen Menschen, der am liebsten an allen Schräubchen dreht, etwa auch, um Betriebsabläufe zu optimieren.

Eigentlich wollte er Designer oder Grafiker werden, denn als Kind habe er ständig gezeichnet. Aber sein Talent hätte für eine Karriere nicht gereicht, und deshalb habe er sich nach einem Bürojob umgesehen. Auf der Berufs- und Ausbildungsmesse imponierten ihm die coolen Jungs in den schnittigen Anzügen, die ihn schnell zu einer Banklehre überreden konnten. Damit hatte Schweizer seinen Traumberuf gefunden. Die Arbeit beschert ihm engen Kontakt mit Kunden, vielseitige Aufgabenstellungen und täglich neue Herausforderungen. Ausserdem habe er sich ein gutes Grundlagenwissen über Vorsorgen, Finanzieren und Sparen angeeignet, das ihm als Privatmensch von Nutzen ist. Seine kreative Seite tobt Schweizer mittlerweile nicht mehr mit Zeichnen aus, sondern, wenn er aus Banknoten Origamifiguren faltet.

Andreas Stähli – sein Herz schlägt für Sanierungen

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TEXT: MERET RADI / BILD: MARTIN GRASSL
MAI 2017

Wenn an der Jupiterstrasse 45 alle Bäder und Küchen saniert werden, behält er den Überblick. Andreas Stähli ist seit letztem August Bauherrenvertreter bei der Domänenverwaltung im Bereich Immobilienprojekte und ist für die Sanierungen oder Umbauten der Liegenschaften der Burgergemeinde Bern zuständig. Kommt eine solche in die Jahre, wird sie ein Fall für das Immobilienprojekte-Team. Dabei wird geprüft, welche Sanierungsarbeiten sinnvoll und unabdingbar sind. Im Vorfeld der bevorstehenden Sanierung an der Jupiterstrasse oblag es der Bauherrenvertretung, die Leistungen eines Generalplaners öffentlich auszuschreiben. Diesen führt Andreas Stähli seit letztem Sommer durch alle Projektphasen. Weiter muss der Architekt mit langjähriger Berufserfahrung mit den Liegenschaftsbewirtschaftern und den betroffenen Mietparteien einen aufs Projekt abgestimmten Zeitplan aufstellen. Daneben waren alle gemeindeinternen Genehmigungen einzuholen. Aufgrund des Kostenvolumens des Bauprojekts musste der Realisierungskredit dem Burgervolk zur Abstimmung vorgelegt werden. Nach dem positiven Abstimmungsergebnis und der erteilten Baubewilligung ist Stähli bezüglich der weiteren Projektabwicklung zuversichtlich. Dieses Jahr nun wird die Ausführung detailliert vorbereitet, der planmässige Baubeginn erfolgt im Frühjahr 2018. Der Grossteil seiner Arbeit fällt bei den Projekten vor den jeweiligen Bauphasen an, die Aufträge enden aber erst nach Inbetriebnahme der Gebäude mit der Projektabrechnung.

Mit Stellenantritt bei der Domänenverwaltung wagte Stähli den Seitenwechsel. Präsentierte der Architekt früher den Bauherren ausgearbeitete Projekte zum Entscheid, agiert er nun auf der anderen Seite und prüft vorgelegte Vorschläge und Kosten. «Mein Herz aber schlägt für Sanierungen von Altbauten», erklärt der 39-Jährige mit leuchtenden Augen. Er schätzt den Reiz des Historischen und liebt die speziellen Herausforderungen beim Sanieren alter Gebäude. Persönliche Auszeiten gönnt sich der Vater von zwei Kindern mit dem wöchentlichen Boxtraining und dem Fussballspiel im Verein.

Florian Mittenhuber – mittelalterlichen Schriften auf der Spur

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TEXT: MICHÈLE BIGLER / BILD: MARTIN GRASSL
MAI 2016

Dieser Tage zieht die Burgerbibliothek mit ihren gesamten Beständen an wertvollen und international bedeutenden Manuskripten, Archivalien und Bilddokumenten wieder an ihren angestammten Ort in der Münstergasse zurück. Zum Gesamtbestand gehören auch über 1100 mittelalterliche Handschriften, die bis ins 6. Jahrhundert zurückreichen. Seit fünf Jahren obliegt dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Florian Mittenhuber die Pflege und Digitalisierung jener Bestände. Aber auch fachspezifische Ausleih-Anfragen anderer Museen, die Mithilfe im Lesesaalbetrieb und die Betreuung von Forschenden fallen in seinen Bereich.

Sein besonderes Augenmerk gilt der bedeutenden Bongarsiana-Sammlung der Burgerbibliothek, welche 650 zumeist lateinische Handschriften aus dem Mittelalter umfasst. Die systematische Erschliessung der Schriften ist ein wichtiger Teil von Florian Mittenhubers Arbeit. Dabei sind nicht nur der Inhalt eines Werks von zentraler Bedeutung, sondern auch buchmacherische Aspekte bezüglich Einband oder enthaltener Malereien. Auch die historische Einordnung und das Zusammentragen von Hintergrundinformationen zur jeweiligen Schrift sind von Interesse. Für den Altphilologen Mittenhuber stellt das Arbeiten mit einem Bestand dieser hohen Qualität einen absoluten Glücksfall dar.

Ein wichtiger Teil seiner Arbeit ist zudem die Digitalisierung und Beschreibung ausgewählter Handschriften für e-codices, die Virtuelle Handschriftenbibliothek der Schweiz. Die Arbeit in der Burgerbibliothek bietet Florian Mittenhuber viel Abwechslung, interessante wissenschaftliche Inhalte, Kundenkontakte und den Austausch mit internationalen Forschenden. Als Ausgleich zu seiner Arbeit verbringt der zweifache Familienvater viel Zeit in der Natur, sei es mit seinen Kindern oder bei alpinsportlichen Aktivitäten wie Klettern und Bergsteigen.

Estée Bochud – zwischen Schnecken und Boxsack

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TEXT: MICHÈLE BIGLER / BILD: LISA SCHÄUBLIN
MAI 2016

Schnecken sind ihr Spezialgebiet. Seit 2011 arbeitet die Biologin Estée Bochud im Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern als wissenschaftliche Assistentin der Malakologie, zu deutsch Weichtierkunde. Hier betreut sie einen Bestand mit rund vier Millionen Sammlungsobjekten, wovon einige Exemplare bereits über 150 Jahre alt und teils schon ausgestorben sind.

Estée Bochuds Aufgabe besteht darin, die Bestände richtig zu bestimmen und fachgerecht in säurefreies Material zu verpacken, sodass die kalkhaltigen Gehäuse der Schnecken und Muscheln nicht angegriffen werden. Die Artenbestimmung gleicht oftmals einer Detektivarbeit. Anhand der umfangreichen Mollusken-Sammlung des Naturhistorischen Museums, der grössten Sammlung der Schweiz, können die fraglichen Objekte verglichen und bestimmt werden. Diese Arbeit ist sehr wichtig. Nur wenn man weiss, welche Arten existieren, weiss man auch, welche Spezies geschützt werden müssen. Anhand eines Registers samt Fundortkarte kann Estée Bochud ermitteln, wo und in welchen Jahren bestimmte Bestände zurückgegangen sind oder zugenommen haben. Mittlerweile ist rund ein Viertel der Sammlung bestimmt.

Die Malakologie befasst sich mit einem Tierstamm, dessen Klasse der Schnecken etwa eine enorme Diversität betreffend Gestalt der Gehäuse und Muster aufweist. Für Estée Bochud ist es faszinierend, seltene oder gar ausgestorbene Spezies in die Hände nehmen zu können. Das gute Arbeitsklima im Naturhistorischen Museum und den Austausch mit anderen Spezialisten schätzt sie sehr.

Auch in ihrer Freizeit mag Estée Bochud eher ungewöhnliche Aktivitäten, die sie nicht nur körperlich herausfordern, sondern auch einen guten Adrenalin-Kick versprechen. So verbringt die junge Biologin ihre Freizeit und Ferien am liebsten auf ihrem Motorrad oder beim Kitesurfen an Traumdestinationen wie Mauritius, Marokko und Ägypten. Am Montagabend trifft man Estée Bochud jeweils mit Handbandagen, Boxsack und Mikrophon im ATRIUM12 im Von Roll Areal. Dort leitet sie den Fit-Box-Kurs des Unisport-Angebots. Die Schneckenexpertin verfügt zudem über eine abgeschlossene Ausbildung in klassischer Massage.

Amir Said – Ein ruhiger Teamplayer im Berner Generationenhaus

Bild Legende:

TEXT UND BILD: MARTIN GRASSL
MAI 2015

Amir Saids Aufgabe ist es, die diversen Räume im dritten Stock des Burgerspitals für gebuchte Veranstaltungen, Seminare, Sitzungen oder Konzerte vorzubereiten. Der ruhige, junge Mann hat bereits ein wechselvolles Leben hinter sich. Der Kurde wurde im Irak unweit der iranischen Grenze geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums liess er sich zum Anästhesiepfleger ausbilden und arbeitete anschliessend während sieben Jahren auf seinem Beruf; zuerst in einem örtlichen Spital, anschliessend in einem von der Amerikanischen Armee betriebenen Lazarett und Ausbildungszentrum. Wegen der Arbeit für die Amerikaner wurde er später jedoch von extremistischen Kreisen mit dem Tod bedroht und sah sich deshalb im Jahr 2008 gezwungen, den Irak zu verlassen.

Seither lebt Amir Said als anerkannter Flüchtling in der Schweiz. Nach Teilnahme an diversen Beschäftigungsprogrammen hat Amir Said im Berner GenerationenHaus seine erste reguläre Arbeitsstelle in der Schweiz gefunden. Er schätzt es sehr, gerade hier zu arbeiten, da er offen für andere Menschen und ein Teamplayer ist. Privat hat der Familienvater ein ausgesprochenes Flair für Musisches: Auf dem Akkordeon spielt er traditionelle kurdische Musik und verfasst Lyrik in seiner Muttersprache. Mit seiner Umsicht bereichert Amir Said das Haus sehr.

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