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Bilder afrikanischer Menschen in der Stadt Bern

21.10.2020

In den letzten Monaten wurde in der Stadt Bern eifrig über die Darstellung afrikanischer Menschen diskutiert, ausgehend von einem Wandbild im Schulhaus Wylergut (1949). Es lohnt sich, den vielgestaltigen Bildern afrikanischer Menschen in Bern in chronologischer Reihenfolge nachzugehen und diese in die historischen Zusammenhänge zu stellen.

Bild Legende:

Text: Dr.phil. hist. Daniel Vinzenz Moser-Léchot, pensionierter Dozent für Geschichte und Geschichtsdidaktik an der PHBern

Die älteste Darstellung einer Afrikanerin ist in der Französischen Kirche zu entdecken. Auf der Grabtafel des Walther Senn von Münsingen aus dem Jahre 1323 befindet sich sein Wappen mit dem Kopf einer schwarzen Frau als Helmzier. Auf der Zürcher Wappenrolle von 1335 / 1345 finden wir acht Mal einen schwarzen Kopf, ebenso in der Manessischen Liederhandschrift um 1340. Der Mohr oder die Mohrin im Wappen Adeliger ist als «Parteiabzeichen» der Anhänger der Staufer interpretiert worden.
Die Geschichte der Heiligen Drei Könige wird im Berner Münster ausführlich im Dreikönigsfenster und im Wurzel-Jesse Fenster erzählt. Die Glasfenster entstanden um 1450, erst zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Darstellung des dritten und jüngsten Königs als Afrikaner nördlich der Alpen durchgesetzt.

In der Westkirche spielte die Verehrung der Drei Könige seit dem 6. Jahrhundert eine gewisse Rolle, in der Ostkirche blieb es bei den «Magiern». Die stärkere Verbreitung des Kultes der Drei Könige ging auf die Initiative von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurück: Nach der Eroberung Mailands 1162 übergab er die Gebeine der Heiligen Drei Könige seinem Parteigänger Rainald von Dassel, Erzbischof von Köln und Kurfürst, der sie 1164 in Köln installierte.
Johannes von Hildesheim hat 1364 den Kult um die Drei Könige wesentlich gefördert: Für ihn repräsentierten die Drei Könige sowohl die drei Lebensalter wie auch die drei damals bekannten Kontinente. Der Vertreter Afrikas trug eine schwarze Hautfarbe und war gleichzeitig der jüngste König, wie er im schönen Altarbild (um 1490) von Hans Fries zu sehen ist. Die Drei Könige wurden im Berner Münster mit einem Altar verehrt, im Bernischen Historischen Museum finden wir den Dreikönigsteppich aus der Kathedrale von Lausanne und das Juliusbanner von 1512 mit den Drei Königen.

Das heutige Hauszeichen der Zunft zum Mohren an der Kramgasse ist kurz vor 1700 entstanden und zeigt einen schwarzen Krieger mit einem orientalischen Turban. Diese Darstellung ist in den Zusammenhang mit der älteren Darstellung der Zunftfahne (um 1500) zu stellen: Hier trug der schwarze Mann eine Krone und war ein Jäger. Möglicherweise hat hier der schwarze König aus der Dreikönigsgeschichte über den Jäger zum Krieger mutiert.
Am Hauptportal des Münsters stehen die törichten und klugen Jungfrauen (nach Matthäus 25, 1 – 13), unter den Törichten, die burgundische Hoftracht tragen, ist eine Afrikanerin zu finden. Isabella von Portugal war die Mutter Karls des Kühnen. Portugal verfügte schon um 1450 über Handelsstützpunkte in Westafrika und betrieb Sklavenhandel mit Afrikanerinnen und Afrikanern.

Im Pfingstfenster im Chor der Nydeggkirche finden wir eine Darstellung von Robert Schär (1957 / 58): Der Apostel Philippus tauft (Apostelgeschichte 8, 26 – 39) den äthiopischen Hofbeamten.
Die Bilder afrikanischer Menschen in unserem Stadtbild müssen sehr verschiedenen Epochen und historischen Zusammenhängen zugeordnet werden. In der Heraldik und im kirchlichen Bereich finden wir Repräsentationen, die nicht mit Kolonialismus und Rassismus in Verbindung gebracht werden können. Für die Periode des Kolonialismus in Afrika gibt es wenige Darstellungen, so etwa das Wappen der Mohrenzunft an der Rathausgasse (um 1900), den Kopf im Wylergut oder auf Werbeprospekten für «Kolonialwaren». Eine differenzierte Betrachtung muss zwischen den Epochen und den unterschiedlichen Sinnzusammenhängen unterscheiden.

Zum Zunft Mohren

Das Vorgesetztenbott der Zunft zum Mohren befasst sich angesichts der neu entfachten Diskussion um Rassismus und Kolonialismus intensiv um Fragen, die mit ihrem Namen und ihren Zeichen zusammenhängen. Sie führt dabei auch eine interne Diskussion und hat einen entsprechenden Prozess in die Wege geleitet.

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