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Erst recht tanzen

19.04.2021

«Randsportart einer Randsportart»: Was in Grossbritannien in den 1990er-Jahren für Aufsehen sorgte, war hierzulande noch undenkbar. Doch der Berner Verein BewegGrund hat seit seiner Gründung 1998 in Sachen inklusivem Tanz einiges in Bewegung gebracht. Diesen Juni veranstaltet er zum zwölften Mal sein fünftägiges Festival mit Tanzkompagnien aus dem In- und Ausland.

Bild Legende:

TEXT: MARTIN GRASSL; BILDER: DANIELA BUCHHOLZ

Die Erinnerung ist ein geheimnisvoller Prozess. Die Vergangenheit formt uns laufend zum Charakter, der wir gegenwärtig sind. Diese stete Bewegung am Puls der Zeit ist von geradezu choreografischer Natur. Unter der Maxime «Ich war einmal. Nun bin ich» präsentieren Anfang Juni drei der europaweit erfahrensten Ensembles des inklusiven zeitgenössischen Tanztheaters anlässlich von «BewegGrund. Das Festival 2021» in der Dampfzentrale einen gemeinsamen Abend zum Thema Erinnerung. Gezeigt werden drei Stücke zum Thema, welches die Ensembles «Danza Mobile» aus Sevilla, «BewegGrund» aus Bern sowie der tanzbar_bremen vereint kreiert haben. Die Erarbeitung der Einzelstücke fand während einer intensiven gemeinsamen dreiwöchigen Residenz 2019 in Bremen statt. Première des abendfüllenden Programms war im November gleichen Jahres in Berlin am renommierten «No Limits Festival» für inklusive Kunst. Corona bremste weitere geplante Aufführungen jedoch aus. Nun sind die damals entstandenen Choreografien «Trio», «Schnee von gestern» und «Erinnerungen schwirren» erstmals hierzulande auf der Bühne zu sehen.

23 Jahre gemeinsam tanzen
Susanne Schneider, die Gründerin von «BewegGrund», hat in den 1990er-Jahren in England Tanz studiert. «Zu meiner Zeit gab es in der Schweiz noch kaum Ausbildungsstätten für Tanz», erinnert sie sich, «in meiner Generation war ein Tanzstudium im Ausland die Regel.» In England wurde sie auch erstmals auf inklusive Tanzprojekte aufmerksam. «Insbesondere die Tanz-Company ‹Candoco› war damals ein Flaggschiff dieser Richtung. Sie hat andere durch ihre internationalen Touren inspiriert, denselben progressiven Weg einzuschlagen.» Susanne Schneider ergänzt: «Die Kulturförderung im angelsächsischen Raum war damals weiter als bei uns. Gerade die Unterstützung inklusiver Projekte scheiterte nicht am Umstand, dass nicht alle Beteiligten über eine anerkannte Ausbildung verfügten.» Als Susanne Schneider in die Schweiz zurückkehrte, war inklusiver Tanz  hierzulande noch fast kein Thema, und Menschen mit Behinderungen waren von der Tanzszene nahezu ausgeschlossen. «Tanz ist ohnehin schon Randsportart, inklusiver Tanz ist da Randsportart einer Randsportart», kommentiert Susanne Schneider schmunzelnd. Die einzige Ausnahme auf diesem Gebiet stellte damals die international beachtete Arbeit von «Theater Hora» in Zürich dar. Beflügelt von ihren Erfahrungen in England, gründete Susanne Schneider 1998 «BewegGrund». «Unser wichtigstes Standbein ist der laufende Unterricht, die ‹grass root work›, wie ich sie in England kennengelernt habe», betont Susanne Schneider. Pro Jahr wird ein anspruchsvolles, inklusives Bühnenstück erarbeitet, zudem werden Tanzworkshops angeboten. Alle zwei Jahre findet das jeweils fünftägige Festival zusammen mit in- und ausländischen Kompagnien statt. Die Tanzvermittlung spielt auch eine wichtige Rolle. So werden etwa Kurse an Ausbildungsstätten für Fachpersonen Betreuung oder für Studiengänger der PH im heilpädagogischen Bereich angeboten.

Sehbehinderte ansprechen
Das Festival geht dieses Jahr einen Schritt weiter und spricht neuerdings auch sehbehinderte Zuschauende an. Dazu wurde eigens ein aufwendiges Audiodeskriptionsprojekt realisiert, wie es mittlerweile z.B. im Film bereits Standard ist, dagegen aber noch nicht zur Pflicht für die Förderung inklusiver Projekte gehört. 

Dependance Heitere Fahne
Die Eröffnung der Heitere Fahne bei der Talstation der Gurtenbahn ist Susanne Schneider noch gut in Erinnerung: «Mit diesem Haus für inklusive Kultur hatten wir endlich eine ideale Partnerin für gemeinsame Projekte auf dem Platz Bern gefunden.» Am diesjährigen Festival führt das Duo Lindh/Weingartner aus Basel mit «Equality» ein Stück für Kinder im Grundschulalter auf. Auf der Bühne stehen zwar Menschen ohne Behinderungen, doch richtet sich «Equality» an Kinder insbesondere aus heilpädagogischen Schulen.

Website BewegGrund

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