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Das zweite Leben eines ausgestorbenen Nashorns

16.05.2022

Poetisch und nachdenklich: Mit der Videoinstallation «The Substitute» der Künstlerin Alexandra Daisy Ginsberg stellt das Naturhistorische Museum Bern die Frage, ob es einen künstlichen Ersatz für ausgestorbene Lebewesen gibt.

TEXT: STEFANIE CHRIST/DORA STRAHM; BILDER: NMBE/NELLY RODRIGUEZ

Ein ausgestorbenes Tier wird im Naturhistorischen Museum Bern zu neuem Leben erweckt: Ausschlaggebend für die Videoinstallation «The Substitute» der britisch-südafrikanischen Künstlerin Alexandra Daisy Ginsberg (*1982) waren der Tod von Sudan, dem letzten männlichen Nördlichen Breitmaulnashorn, im Jahr 2018, und die Bestrebungen von Forscherinnen und Forschern, ausgerottete Tierartarten mit Hilfe der Biotechnologie zurückzubringen.

Auch Alexandra Daisy Ginsberg erweckt das Nashorn für einen flüchtigen Moment wieder zum Leben: Eine lebensgrosse Projektion holt das mächtige Tier mitten in den Ausstellungsraum und führt uns neue Ausstellungsmöglichkeiten in naturhistorischen Museen vor Augen. Das Werk konfrontiert uns auch mit der Frage, ob menschengemachte Objekte jemals Ersatz für echte Lebensformen sein können. Vor allem aber thematisiert «The Substitute» unsere Bemühungen, Lebensformen (wieder) zu erschaffen, während täglich unzählige Tier- und Pflanzenarten ausgerottet werden und vor unseren Augen verschwinden.

Umkämpftes Horn in Museumssammlungen
Das Werk spannt aber auch den Bogen zur permanenten Sammlung des Naturhistorischen Museums Bern: Bei den Dioramen im Erdgeschoss ist ein präpariertes männliches Nördliches Breitmaulnashorn ausgestellt. Sein Horn wurde durch eine Kartonattrappe ersetzt, da Wilderer nicht nur Nashörner in freier Wildbahn erlegen, sondern zuweilen auch in Museen einbrechen, um an das wertvolle Horn zu gelangen. Die Hörner bestehen zwar nur aus Hornsubstanz wie bei Fingernägeln oder Haaren, doch sie sind auf dem Schwarzmarkt Gold wert: Denn sie gelten im asiatischen Raum als traditionelles Heilmittel gegen unzählige Beschwerden, unter anderem sogar gegen Krebs.

«The Substitute» ist aktuell Teil der Sonderausstellung «Weltuntergang – Ende ohne Ende». Diese thematisiert verschiedenste Untergänge, ob sachlich, spekulativ oder lustvoll. Ausgestellt sind Kunstwerke von Roman Signer, Elodie Pong, Katie Paterson, Roberto Fassone, Superflex, Armin Linke, Kathryn Fleming und weiteren Kunstschaffenden. Jedes Jahr wird eine Künstlerin oder ein Künstler eingeladen, den siebten Ausstellungsraum aufs Neue zu gestalten und damit einen spezifischen Schlusspunkt zu setzen. Mit «The Substitute» startet die Sonderausstellung «Weltuntergang – Ende ohne Ende» ihr letztes Ausstellungsjahr. Doch Alexandra Daisy Ginsbergs Installation wird dem Museum und seinen Besuchenden erhalten bleiben.

Dioramen in neuem Kontext
Ab 2023 wird «The Substitute» permanent bei den Dioramen im Erdgeschoss zu sehen sein. Diese erleben im Frühsommer 2022 eine Auffrischung: Der gesamte Eingangsbereich wird neugestaltet, die Besucherführung optimiert, und die geschichtsträchtigen Dioramen mit Tierpräparaten aus der Schweiz, Nordamerika und Afrika werden neu kontextualisiert. Zukünftig erfahren die Gäste mehr über den Hintergrund und die Herkunft der ausgestellten Tiere. Themen wie Biodiversität, Kolonialgeschichte und idealisierte Naturbilder stehen im Fokus.

Ausstellung «The Substitute»

Bis Ende November 2022 in der Sonderschau Weltuntergang – Ende ohne Ende, danach bei den Afrika-Dioramen, Naturhistorisches Museum Bern. Die aufgefrischten Dioramen sind voraussichtlich ab Juni 2022 zu sehen.

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