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Wie die Gastroküche des Casinos in Lesotho landete

05.11.2018

Mitte Juli letzten Jahres besuchten Tausende Bernerinnen und Berner den Flohmarkt im Casino Bern mit dem Ziel, noch ein kleines Souvenir des geschichtsträchtigen Gebäudes vor seiner Sanierung zu ergattern. Werner Morf aus Dübendorf reiste dagegen wegen eines ganz grossen Gegenstands an. Er hatte es nämlich auf die Gastro-Küche abgesehen, welche auch zu haben war. Sie sollte als Spende der Mount Tabor Mission im afrikanischen Lesotho zugute kommen, wo er und seine Frau früher als Missionare gearbeitet hatten.

TEXT: MARTIN GRASSL UND ROMAN TSCHÄPPELER; BILD: ZVG

Das Casino Bern musste vor Beginn seiner Sanierung noch gut erhaltene Bauteile, Einrichtungen, Möbel sowie zahllose kleinere Gegenstände loswerden. Diese Artikel wurden nicht einfach entsorgt, sondern über ein Secondhand-Artikel-Portal verkauft. Insgesamt wurden so und zusätzlich am Casino-Flohmarkt rund 14 000 Gegenstände verkauft. Als das frühere Missionarsehepaar Helene und Werner Morf von der abzugebenden Gastroküche des Casinos erfuhr, schlugen die Herzen der beiden sogleich höher. Der langgehegte Traum, in der grossen Mehrzweckhalle der Mount Tabor Mission in Lesotho, wo das Ehepaar früher im Einsatz gestanden hatte, endlich die fehlende Küche einbauen zu können, schien Wirklichkeit zu werden. Ein Versuch vor zwei Jahren, die ausrangierte Gastroküche eines grossen Basler Unternehmens nach Lesotho zu verschiffen, scheiterte damals sowohl am Kaufpreis als auch an den unberechenbaren Zollbehörden des südafrikanischen Kleinstaats.

Mit «God’s will»

Als Werner Morf aber den Grossandrang vor Ort am Casino-Flohmi gewahrte, waren seine Hoffnungen im Nu geschwunden. Doch Stephan Horisberger, Leiter des Technischen Diensts im Casino, kam mit dem ehemaligen Pastor ins Gespräch und zeigte ihm im Untergeschoss die grosse Küche, fernab des Trubels in den oberen Stockwerken. Für das Casino und die Burgergemeinde war es beschlossene Sache, nicht mehr benötigtes Grossinventar für karitative Zwecke gleich gratis abzugeben. Und Werner Morf bekam den Zuschlag. Sogleich intensivierte er den Kontakt mit den Zollbehörden Lesothos und setzte all seine Hoffnungen auf deren Goodwill oder «God’s will», wie er es umschreibt. Siehe da, zwei Tage vor Einschiffung des Containers mit der Küche erfolgte die Zollbefreiung!

Die Mount Tabor Mission

Die Mount Tabor Mission wurde 1917 von einem schottischen Missionar gegründet und nach dessen Tod 1920 von der Schweizerischen Pfingstmission übernommen. Im Jahr 1994 wurde sie der «Assemblies of God Lesotho» übergeben, welche sich aus 99 landesweiten Kirchgemeinden zusammensetzt. Die Mount Tabor Mission besteht heute aus 50 Gebäuden, die vor zwei Jahren neu erbaute Mehrzweckhalle beherbergt den zentralen Küchenbereich. Auf Mount Tabor leben rund 1000 Einheimische, davon 550 Internatsschüler im Alter zwischen 14 und 22 Jahren. 96 Angestellte arbeiten auf der Mission. Eines ihrer wichtigen Projekte sind die «Shelters of Hope», Tagesstätten für Waisenkinder im Vorschulalter. Sie sind bitter nötig, da Lesotho, wie andere südafrikanische Länder auch, unter der hohen Zahl an AIDS-Toten leidet: Viele Kinder haben weder Vater noch Mutter, in keinem Land der Welt gibt es pro Kopf mehr Waisen als in diesem Kleinstaat.

Kücheneinweihung zu Ostern

Die Reise der Casino-Küche nach Lesotho nahm sechs Wochen in Anspruch und verschaffte die nötige Zeit, um im Küchenbereich im Rohbau letzte Vorbereitungen vor dem Einbau der Geräte, Ablagen und Armaturen aus Bern vorzunehmen. Dazu reiste das Ehepaar Morf eigens nach Lesotho. Eine Woche nach Anlieferung des Containers wurde die Küche dann fachgerecht montiert. Dabei half ein mit Morfs befreundetes Ehepaar tatkräftig mit. Nach dem Einbau passte alles so perfekt, als sei die Küche von vornherein für die Mission konzipiert worden.

An Ostern dieses Jahres konnte die Grossküche an einer Konferenz mit 1500 Gästen endlich eingeweiht werden. Auch wenn die Gäste nicht der Küche wegen gekommen waren, verweilten sie vielleicht doch länger wegen des guten Essens auf Mount Tabor. «Die Menschen hatten meeeega Freude!», erzählt ein überglücklicher Werner Morf.
abgelegt unter: Kultur, Burgergemeinde, Casino Bern

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