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Wunderkammer, Gruselkabinett, Forschungsstätte

21.10.2020

Im November eröffnet das Naturhistorische Museum Bern seine neuste Ausstellung «Wunderkammer – Die Schausammlung». Damit macht das Museum einen wichtigen und mutigen Schritt: Es öffnet einen Teil seiner wissenschaftlichen Sammlungen und wagt ein aussergewöhnliches Format: Eine aktive wissenschaftliche Sammlung und Forschungsstätte, die zugleich Ausstellung ist.

TEXT: DORA STRAHM; BILDER: LISA SCHÄUBLIN UND NELLY RODRIGUEZ

In wissenschaftlichen Sammlungen lagern Millionen von Tieren und Pflanzen. Diese wertvollen Archive der Natur dokumentieren die Biodiversität – die Vielfalt des Lebens – und machen zugleich sichtbar, wie diese schwindet. In unserer «Wunderkammer», einer Nasssammlung mit tausenden konservierten Tieren in Gläsern, trifft man auf Schritt und Tritt auf Zeugen des Verlusts. Aber auch die Anstrengungen der Forscherinnen und Forscher, die Vielfalt des Lebens zu dokumentieren und zu bewahren, werden sichtbar. Damit ermöglicht die Ausstellung einen tiefen Einblick in den Zusammenhang von Sammlungstätigkeit und Biodiversitätsforschung: Unser Publikum, das vielleicht zuerst ein vermeintlich skurriles Naturalienkabinett betritt, verlässt am Ende seines Besuchs eine eindrückliche Forschungsstätte. Damit dies gelingt, ist Fingerspitzengefühl nötig: Einerseits ist es wichtig, das Fangen und Töten von Tieren für gewisse Fragen der Wissenschaft offen zu thematisieren. Andererseits muss das Publikum auf seine Fragen klare Antworten erhalten. Denn es entdeckt in den Regalen der Nasssammlung nicht nur tote Schlangen oder Krokodile, denen viele eher distanziert gegenüberstehen, sondern auch Lieblingstiere wie Pinguine, junge Tiger oder herzige Hündchen.

Gerade in Zeiten zunehmender Wissenschaftsfeindlichkeit genügt es deshalb nicht, einfach anzunehmen, dass die Forschung an der Biodiversität als Argument für das Töten zu Forschungszwecken automatisch alle überzeugt. Denn vielen Menschen ist der Nutzen wissenschaftlicher Sammlungen schlichtweg unbekannt: Für einen grossen Teil des Publikums ist die Ansammlung von Präparaten, die ihm aus einem gestalterisch raffiniert angelegten Glaskubus entgegenleuchtet, nicht in erster Linie wissenschaftlich interessant – sie ist auch ganz schön gruslig. Und dort holen wir die Menschen ab: Die Ausstellung spannt den Bogen vom Gruselkabinett zu historischen und aktuellen Sammlungen bis zu modernster Nutzung der Präparate im DNA-Labor und macht Zusammenhänge sichtbar.

Biodiversitätsforschung vor Augen führen
Die Ausstellung enthält eine Vielzahl von Hinguckern, die die Lust am Schauen und Gruseln bedienen: Geheimnisvolle, hässliche oder berührende Tiere in Gläsern haben eine grosse Wirkung und Anziehungskraft. Doch dabei bleibt es eben nicht: Sorgfältig in Szene gesetzte «Highlights» wie etwa neu entdeckte Froscharten aus Borneo oder winzige Fische aus bedrohten Torfsumpfwäldern Südostasiens greifen immer wieder unsere wichtigste «Take Home Message» auf: Wissenschaftliche Sammlungen sind unverzichtbare Grundlage für die Erforschung und Erhaltung der Biodiversität.

Dies bezeugt eindrücklich auch die nationale Referenzsammlung «Projet Lac und Progetto Fiumi», die in enger Zusammenarbeit mit dem Wasserforschungsinstitut Eawag und dem Bundesamt für Umwelt erstellt wurde. Sie bildet einen wesentlichen Teil der Ausstellung und führt mit ihren über 20 000 konservierten Schweizer Fischen das wissenschaftliche und präparatorische Know-how vor Augen, das notwendig ist, um Biodiversitätsforschung zu betreiben. Übersicht und Orientierung in den anspruchsvollen Themen bieten kurze, verständliche Texte, Infografiken und ein spielerischer Animationsfilm über die Möglichkeiten der DNA-Analyse.

Nun kommen zu all diesen Aspekten noch die konservatorischen, präparatorischen, gestalterischen und technischen Anforderungen an unser Unterfangen. Allein darüber könnten wir eine Ausstellung machen – doch zuerst steht nun der Gang durch die «Wunderkammer» an.

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