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Wie ein Jura Laufhund zum Leben erweckt wird

13.04.2015

Vor rund 20 000 Jahren kamen Menschen auf die Idee, Wölfe zu zähmen. Aus dem Wildtier Wolf wurde das Haustier Hund. Die aktuelle Sonderausstellung «Der Jagdhund – Helfer und Freund» im Schloss Landshut in Utzenstorf fokussiert auf einen besonderen Helfer des Menschen.

 

TEXT: HANSPETER KAESLIN; BILDER: LISA SCHÄUBLIN/ZVG

Der Schweizer Laufhund war im ausgehenden Mittelalter in Europa äusserst begehrt. Zum Schutz des Rehs wurde er jedoch Ende 19. Jahrhundert in einigen Schweizer Kantonen für die Jagd verboten, was fast zu seinem Verschwinden führte. Für das kuratierende Naturhistorische Museum der Burgergemeinde Bern sollte aber das Präparat eines Schweizer Laufhundes zum Hingucker der Ausstellung werden. Im museumseigenen Tierpräparatelager war ein Exemplar vorhanden, doch entsprach das Präparat nicht mehr den heutigen Anforderungen und Erkenntnissen. Zwecks Anfertigung eines neuen Präparats ging man auf die Suche nach einem soeben verstorbenen Schweizer Laufhund, was sich angesichts einer nicht verbreiteten Rasse als schwierig erwies. Nach langer Suche kam endlich der erlösende Anruf aus dem Kanton Schwyz. Die Frau eines kürzlich verstorbenen Jägers anerbot, ihren Jura Laufhund zur Verfügung zu stellen. Der Hund hatte nach dem Tod seines Herrn mit fressen aufgehört und musste schliesslich eingeschläfert werden.

Wie der Laufhund wieder laufen lernte
Ältere Tierpräparate vermitteln oft einen statischen Eindruck, da die Tiere in unnatürlichen Posen verharren. Die Präparatoren wollten den Hund samt Skelett jedoch zeitgemäss und auf natürliche Art «einfrieren». Um den Hundekörper stimmig zu modellieren, setzten sie sich mit Forschern der Universität Jena in Verbindung. Die Spezialisten dort haben ein einzigartiges Verfahren entwickelt, um Bewegungsabläufe von Lebewesen abzubilden. Dazu schickten sie einen lebendigen Hund von Grösse und Statur eines Schweizer Laufhundes auf ein Laufband und zeichneten alle seine Skelettbewegungen mit einer Röntgenkamera auf. Eine derart eruierte Körperstellung aus dem Bewegungsablauf wurde ausgewählt und auf unseren Hund übertragen. Nun hatte der Präparator Martin Troxler eine Vorlage für den Skelettbau.

Rund 200 Knochen und viele Nadeln
Das Herstellen eines Tierskeletts ist äusserst aufwändig. Zuerst werden die tragenden Knochen miteinander verbunden, gefolgt von den kleinen Knochen, deren kleinster beim Schweizer Laufhund gerade drei Millimeter misst. Während die grösseren, tragenden Knochen meist mit Schrauben befestigt werden, verleimt man die kleinen, nicht tragenden. Sobald das Skelett in der gewünschten Stellung fixiert «steht», dient es als Modell für die Dermoplastik des eigentlichen Tierpräparats. Tiere werden nicht mehr «ausgestopft», sondern nach neusten Erkenntnissen modelliert. Dazu schnitzte die Präparatorin Sirpa Kurz aus Kunststoff den Körper samt Beinen. Danach modellierte sie mit Gips Körperdetails auf den Kunststoffrohling auf. Dann folgte das Aufziehen der Haut auf den Körper. Diese wurde verleimt und mit hunderten Nadeln fixiert, um ein Verziehen während des Trocknens zu verhindern. Spezielles Augenmerk galt darauf dem Kopf und den Augen. Der Gesichtsausdruck eines Präparats darf nicht maskenhaft wirken. Insbesondere die Augen müssen Leben ausstrahlen. Das Hundepräparat ist sehr gelungen und scheint zu leben. Es kann bis am 18. Oktober 2015 an der Sonderausstellung im Schloss Landshut besichtigt werden.

www.schlosslandshut.ch

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