Nicole Huwyler und Tania Brügger Marquez überarbeiten im Moment ihr Konzept. «Wir haben an unseren Workshops und bei Umfragen gemerkt, dass wir unsere Idee etwas abändern müssen – auch wenn das nicht immer einfach ist», sagen die beiden. Unter anderem wollen sie die Niederschwelligkeit verbessern, um mehr Menschen zu erreichen. «Bei den Umfragen kam heraus, dass viele zwar Talente haben, aber gehemmt sind, weil sie unter anderem durch TV-Formate wie Talentshows das Gefühl verinnerlicht haben, perfekt sein zu müssen, um als talentiert zu gelten.» Nicole Huwyler und Tania Brügger Marquez sind aber explizit der Ansicht, dass alle Talente haben, die gewürdigt und gezeigt werden sollten.
Ideen in die Tat umsetzen
Bienne in Kontakt – gemeinsam stark!
TEXT: KATHARINA ALTAS; BILDER: LEA MOSER / HANNA BÜKER
Talentschaufenster
Nicole Huwyler und Tania Brügger Marquez wollen mit ihrem Talentschaufenster Menschen mit besonderen Talenten sichtbar machen und miteinander vernetzen. Damit wollen die beiden Frauen auch der Einsamkeit und der Anonymität entgegenwirken. Als Schaufenster dient eine Webseite und im analogen Raum sollen Vernissagen oder Workshops reale Begegnungen ermöglichen.
ComicMyLife – von Bern gezeichnet.
Simon Kiener bezeichnet sich als freischaffenden Illustrator und Geschichtenerzähler. In Comic-Crashkursen möchte er Workshopteilnehmenden beibringen, wie sie sich als Comic-Figur zeichnen können. Dadurch sollen sie sich selbst und andere besser kennenlernen und sich mit ihrer eigenen Lebensgeschichte auseinandersetzen. ComicMyLife richtet sich an Menschen, die weniger wahrgenommen werden. Die Comics sollen am Ende der Workshops öffentlich ausgestellt und als Heft gedruckt werden.
Laut Simon Kiener hat sich an der Ursprungsidee durch die Workshops nicht viel verändert. «Ich bin mir sicher, dass man durch Comiczeichnen einen neuen Zugang zu sich selbst und zur Gesellschaft findet, da die Umgebung bewusster wahrgenommen wird», sagt er. Doch er habe angefangen, «grösser zu denken, aber kleiner zu handeln, um der Idee zu erlauben, organisch zu wachsen»: Statt eines grossen Workshops werde es nun vier kleinere geben. In der Umsetzungsphase würde er nichts anders als in der Pilotphase machen: Netzwerkarbeit und natürlich Workshops geben.
Lerndorf Zollikofen
Lernen als Brücke zwischen Generationen, Lebensrealitäten und Milieus – das ist die Idee hinter dem Namen «Lerndorf Zollikofen», die von Barbara Zesiger, Joanna Basler und Matthias Tobler eingereicht wurde. Im Webergut in Zollikofen soll das umgesetzt werden. Was einerseits ein Wohnbauprojekt am Rand von Zollikofen ist, soll andererseits auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, indem Wissen weitergegeben wird und aus einer anonymen Nachbarschaft ein verbundenes Lerndorf wird.
«Unsere Idee hat sich im Lauf der Zeit gewandelt und soll Lernen im Alltag verankern», sagen die Initiantinnen und der Initiant. Lernen werde dadurch zur verbindenden Kraft, die Begegnungen ermögliche und gemeinschaftliches Handeln fördere. Im Lerndorf Zollikofen verbinden sich Menschen miteinander, indem sie ihr Wissen teilen. Der Austausch über Gelerntes schaffe Vertrauen, stärke das Selbstbewusstsein und mache sichtbar, was in einer Gemeinschaft möglich ist. Im September fand ein Testlauf mit rund 40 engagierten Personen aus dem Webergut statt. Ein erstes Mandat habe vergeben werden können, ein Grossteil der Arbeit bleibe aber ehrenamtlich. Für die Umsetzungsphase wurden schon Massnahmen in die Wege geleitet: neue Kommunikationsmittel, Vernetzungsaktivitäten mit der Gemeinde, den Schulen, Vereinen, der Wirtschaft und der Politik sind in Planung.
Bienne in Kontakt - gemeinsam stark!
Vertrauenspersonen aus dem lokalen Gewerbe sollen Menschen in schwierigen Lebenslagen den Zugang zu bestehenden Unterstützungsangeboten erleichtern. Ziel des Projekts von Yumi Bieri und Nora Moor vom Haus pour Bienne und der reformierten Kirche Biel ist es, Sprachbarrieren, Informationslücken, soziale Isolation und Einsamkeit abzubauen und so aktive gesellschaftliche Teilhabe und Zusammenhalt zu leben.
«In einem partizipativen Prozess wollen wir mit den Vertrauenspersonen viele kleine Lösungsansätze entwickeln und ausprobieren, damit die Lösungen im Alltag umsetzbar sind», sagen Nora Moor und Yumi Bieri. Zentral für das Projekt sei, Vertrauenspersonen zu finden, die sich auch längerfristig engagieren und im Idealfall beruflich mit vielen Menschen in Kontakt kommen. Dabei sollen persönliche Netzwerke, aber auch Kontakte zu Berufsverbänden oder öffentliche Aufrufe helfen. Mit potenziellen Vertrauenspersonen und Menschen in schwierigen Lebenslagen sind qualitative Interviews geplant. Im Oktober wurde zudem ein öffentlicher Anlass durchgeführt, bei dem die Vertrauenspersonen sich austauschen und über Lösungen diskutieren konnten.
Tanz über Gräben
Viele Menschen im Kanton Bern tanzen – aber sie tun das jeweils in ihren eigenen gesellschaftlichen Blasen, so die Feststellung von Hannes Boss. Er will Veranstaltungen organisieren, an denen Menschen aus unterschiedlichen Milieus miteinander tanzen, ins Gespräch kommen, sich kennen- und vielleicht sogar schätzen lernen.
Hannes Boss, der Kopf hinter der Idee «Tanz über Gräben», tanzt selbst gerne, auch mit Menschen, die er nicht kennt. Er ist überzeugt, dass Menschen, die miteinander tanzen, sich gegenseitig anders wahrnehmen. «Beim Tanzen bewegt man sich innerlich aufeinander zu», sagt er. Seine Ursprungsidee habe durch Workshops schärfere Konturen erhalten und sei nun besser strukturiert. Er möchte zunächst tanzend den Stadt-Land-Graben überwinden und dann in einem zweiten Schritt Communities mit Migrationsgeschichten erreichen. «Dafür», so Hannes Boss, «müssen wir aber zuerst den ländlichen freien Tanz revitalisieren. Wir haben einen Eintrag auf dem Tanzportal danseinfo.ch geschaltet, einen Tanzkurs mit Berner Chilbitänzen im Lokal ‘Träffer’ in Bern sowie einen Workshop am Vertanzt-Festival in Röthenbach im Juli dieses Jahres organisiert.» Ausserdem ist der Verein «Vertanzt» bereit, 2027 und 2028 mit Hannes Boss ein grosses verbindendes Tanzfest zu organisieren.
An der Ideenfeier vom 12. November 2025 wurden die Projekte prämiert. Erfahren Sie die Ergebnisse hier.
