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Die Berner Gesellschaften und Zünfte stellen sich vor

19.11.2025

Die Berner Gesellschaften und Zünfte sind eigenständige Gemeinden, die in der Öffentlichkeit häufig wenig bekannt sind. Die Hälfte hat sich im Mai 2025 vorgestellt. Nun geben die Verbleibenden Einblicke in ihr Wesen und Schaffen.

Gesellschaft zum Distelzwang

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Weshalb ein Narr im Wappen? Ein alter Narr übrigens, es gab ihn schon 1392. «Vor dem hus der gesellschaft ze dem narren» wurde damals Recht gesprochen. Die Eingangshalle war der Gerichtssaal und manchmal auch ein Schutzraum für Verfolgte.
An der Gerechtigkeitsgasse 79 versammelte sich der Berner Adel, daher der Narr – Adelssymbol mit einem Schuss Selbstironie. Die Gesellschaft war keine Handwerkerzunft. Und sie war immer schon klein, vor 200 Jahren sogar richtig klein, ein Dutzend Mitglieder. Heute sind wir zwar zahlreicher, aber doch kleiner als die meisten Berner Zünfte.
Klein bleiben: Wir pflegen diese gut-eidgenössische Tugend. Sie verlangt viel Engagement, alle müssen irgendwo mithelfen, mitdenken, mittragen. Die Präsenz an den Anlässen ist erfreulich hoch. So bleibt unsere Gesellschaft ein wenig wie der zweite im Wappen, der Distelfink: bunt, fröhlich und hie und da sogar «pfiffig».

Gottfried Locher, Gesellschaftsangehöriger

distelzwang.ch

Gesellschaft zu Pfistern

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Ende 2024 durften wir in unserem Zunftsaal an der Kramgasse 9 eine Bäckergesellin und zwei Bäckergesellen aus Deutschland empfangen. Sie gehören zum Schacht der «Vereinigten Löwenbrüder und -schwestern Europas». Ohne Handy und Laptop reisen sie durch Europa und arbeiten in verschiedenen Bäckereien. Die Wanderschaft dauert drei Jahre und einen Tag, und sie dürfen sich ihrer Heimat nicht mehr als 50 Kilometer nähern. Auf diese Weise bilden sie sich sowohl fachlich als auch persönlich weiter.
Sie haben von uns erfahren, dass wir die grösste unter den Gesellschaften und Zünften in Bern sind - und dass heute nur noch ein Stubengenosse als aktiver Bäcker tätig ist. Besonders gefallen haben ihnen die drei Sterne im Wappen – ein Symbol für die Nachtarbeit der Bäcker zur Sternenzeit. Es war ein schöner Moment, in dem Tradition und Gegenwart aufeinandergetroffen sind.

Charlotte von Wattenwyl Schenk, Mitglied der Waisenkommission
Henriette von Graffenried, Präsidentin

pfistern.ch

Zunftgesellschaft zu Schmieden

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Seit ich denken kann, erinnere ich mich an das Kinderfest der Schmieden – jeden Sommer ein Paradies für Kinder. Dieses Fest mit all den Spielen, Aktivitäten und Geschenken war früher das Einzige, was ich von der Zunftgesellschaft wahrnahm.
Heute bin ich alt genug, selbst am Kinderfest mitzuhelfen. Mit meinen 18 Jahren darf ich an immer mehr Anlässen teilnehmen, dieses Jahr auch zum ersten Mal am Grossen Bott. Zudem organisiere ich mit zwei gleichaltrigen Kolleginnen einen Anlass für Zunftangehörige in meinem Alter. Wir sind sehr frei zu entscheiden, was wir unternehmen. Bei all diesen Aktivitäten lerne ich jedes Mal neue Menschen kennen und es entstehen Freundschaften. Ich glaube, dass die Zusammengehörigkeit ein wesentliches Merkmal unserer Zunft ist.

Lili Rüdt, Gesellschaftsangehörige

schmieden.ch

Gesellschaft zu Ober-Gerwern

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Die Gesellschaft zu Ober-Gerwern pflegt Gemeinschaft und Zusammenhalt mit vielfältigen Anlässen. Ein besonderer Höhepunkt ist das Familienfest, das wir jeweils Ende August am Bielersee feiern. Dieses Jahr trafen sich über 110 Personen in Erlach. Gross und Klein genossen einen entspannten Sommertag am See – beim Baden, Spielen und Grillieren. Auch Familienangehörige, die das Gesellschaftsrecht noch nicht erworben haben, sind jeweils herzlich willkommen. Gerade wer sonst weniger an den traditionellen Anlässen teilnimmt, findet hier unkomplizierten Zugang; denn Offenheit und Gemeinschaft gehören zu unserem Selbstverständnis. Neben solchen Begegnungen engagieren wir uns seit jeher auch im sozialen und kulturellen Bereich – von Stipendien für die Ausbildung bis hin zur Unterstützung in Notlagen. So verbinden wir Tradition und Gegenwart mit gelebtem Gemeinsinn, sozialer Verantwortung und kulturellem Engagement.

David Krebs, Obmann

ober-gerwern.ch

Burgerliche Gesellschaft zu Kaufleuten

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Meine erste Erinnerung an die Gesellschaft? Ganz klar: die Zunftstube, in der wir uns zum Jugendfest versammelt haben.
Unser Gesellschaftshaus stammt aus dem Jahr 1722 – ein echtes Schmuckstück! Der grosse Saal hat mich sofort beeindruckt: Täfer aus lasiertem Nussbaum, vergoldete Schnitzereien, ein blau-weisser Kachelofen in der Ecke… alles wirkt wie aus einer anderen Zeit. Und das Beste? Seit 1774 ist fast alles unverändert geblieben. Besonders faszinierend finde ich die Geschichte der grossen Spiegel über den beiden Louis XV-Kommoden – sie wurden einst in Stroh verpackt mit Fuhrwerken aus dem Burgund nach Bern gebracht. An der Längswand hängt ein Porträt von John Webber (Johann Wäber), dem Begleiter von James Cook auf dessen dritter Weltumsegelung. Das macht die Geschichte unserer Gesellschaft für mich noch greifbarer.

Andrea Tschanz, Gesellschaftsangehörige

kaufleuten-bern.ch

Zunftgesellschaft zum Affen

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Die Zunftgesellschaft zum Affen feierte 2021 ihr 700-Jahre-Jubiläum – 1321 wurde erstmals eine «Steinhauerbruderschaft» urkundlich erwähnt. Sie ist somit eine der ältesten Zünfte in Bern. Unter ihren Mitgliedern befanden sich historisch unter anderem Steinmetze und Steinbildhauer sowie Münsterarchitekten. Als Erbauer der Stadtbefestigung, des Münsters, des Rathauses und zahlreicher Wohnhäuser haben die Affen das Erscheinungsbild der Stadt geprägt. Aktuell gibt es nur noch ganz wenige Personen im «steinigen Gewerbe», aber unsere Zunft pflegt die Verbundenheit zum Steinhandwerk und hilft dabei, die Berufe lebendig zu erhalten.
Unsere Zunft hat rund 930 Angehörige, von denen gut 700 in der Schweiz leben. Für die Herkunft unseres Namens gibt es verschiedene Erklärungen. Die wahrscheinlichste ist, dass am ersten Zunfthaus ein Affe angebracht war – bis heute ziert das markante Hauszeichen die Fassade an der Kramgasse 5.

Silvia Büchler, Zunftpräsidentin

affen.ch

Gesellschaft zu Schiffleuten

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Im 14. Jahrhundert schlossen sich in Bern mehrere Handwerkergattungen zu Vereinigungen zusammen; auch die Fischer, Schiffmänner, Schiffmacher und Flösser bildeten ihre Gesellschaft «zu den Schiffleuten». Heute ein Highlight: Das Schifferstechen, welches im Turnus mit den Basler und Zürcher Zünften alle drei Jahre im «Tych» an der Aare durchgeführt wird. Dieses Ritterturnier, teils in Zunftgewand ausgetragen, an dem inzwischen auch Damen teilnehmen, verbindet modernen Wettkampf mit alter Tradition und lässt auch Publikum teilhaben. Das nächste Mal in Bern 2027 – Freude herrscht!
Als Wasserfahrer pflegen wir zudem einen freundschaftlichen Kontakt mit dem Pontonierfahrverein Bern, dem Aareclub Matte Bern und dem Limmat Club Zürich; regelmässige, gut besuchte Treffen gehören dazu und fördern die hochgehaltene Geselligkeit wie auch den gegenseitigen Austausch zwischen Jung und Alt.

Susanne Kiener-König, Präsidentin
Suzanne Fankhauser, Redaktion «Stachler»

schiffleuten-bern.ch

Lesen Sie den ersten Teil dieses Beitrags hier.

abgelegt unter: Gesellschaften und Zünfte

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