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Auf Meteoritensuche in der Wüste des Oman

13.04.2015

Am 15. März 2015 blickte die Schweiz erstarrt zum Nachthimmel,
der von einem Meteor erleuchtet wurde. Damals gingen wohl mehrere Meteoriten in der Zentralschweiz nieder, und die Chance, davon Überreste zu finden, stehen nicht schlecht. Der letzte grosse und weltweit beachtete Meteoritenfall ereignete sich im Februar 2013 in russischen Chelyabinsk. Viele Meteoriten wurden danach dort gefunden, allesamt Fragmente eines rund 20 Meter grossen Mini-Asteroiden.

TEXT UND BILDER: BEDA HOFMANN

Weltweit fallen jedes Jahr tausende von Meteoriten vom Himmel, aber nur wenige werden auch entdeckt. Aus der Schweiz sind bisher nur acht verschiedene Meteoriten bekannt. Der letzte beobachtete Fall erfolgte 1928 im bernischen Utzenstorf, dieser Meteorit ist im Naturhistorischen Museum ausgestellt. Die acht Meteoriten der Schweiz decken die Vielfalt der Meteoritentypen nur unvollständig ab. Für eine ausreichende Übersicht bedarf es der Sichtung von Himmelssteinen in viel höherer Anzahl.

Die Wüste ist ein Eldorado für Meteoriten
Im Gegensatz zur gebirgigen Schweiz kommen Meteoriten in Wüstengebieten häufiger vor. Dank der Trockenheit verwittern die Meteoriten dort sehr langsam. Die geringe Erosion und fehlende Ablagerungen von anderem Material garantieren, dass sie nach dem Niederfall während tausenden Jahren an der Oberfläche bleiben. Flache, eintönige sowie helle Wüstengebiete eignen sich besonders zur Meteoritensuche. Dazu führen wir als Gruppe von Schweizer Geologen seit 2001 Meteoriten- Suchkampagnen in der Wüste von Oman im Osten der Arabischen Halbinsel durch, wobei das Naturhistorische Museum der Burgergemeinde Bern die Kampagnen massgeblich koordiniert. Die Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen ist eng. Anhand unserer zahlreichen Funde können wir ganze Fallgeschichten rekonstruieren. So etwa die eines rund 15 000 Jahre alten Grossereignisses, welches mit dem Fall von Chelyabinsk vergleichbar ist und ein 52 Kilometer langes Streufeld mit mehreren hundert Meteoriten von insgesamt rund viereinhalb Tonnen Gewicht hinterliess. Von jedem Fund werden die genauen Koordinaten des Fundorts verzeichnet, um zusammengehörende Meteoriten im Direktvergleich einzelnen Fallereignissen zuordnen zu können. So gehen die bisher gefundenen 6040 Meteoritenproben auf rund 890 verschiedene Fälle zurück. Durch Analyse des Gehalts an Kohlenstoff-14 sowie anhand des Verwitterungsgrades wird weiter eruiert, wann die Meteoritenfälle erfolgt sein müssen. Daraus ergeben sich Rückschlüsse, ob sich die Häufigkeit verschiedener Meteoritentypen im Laufe der Zeit verändert hat. Spannend sind Funde seltener Meteoritentypen, deren Geschichte wir im Besonderen erforschen.

Im Labyrinthsystem der Dünen
Von Ende Januar bis Mitte Februar 2015 waren wir bereits zum 14. Mal im Oman auf Meteoritensuche. Das Hauptsuchgebiet unseres Teams, sechs Schweizer Geologen und ein omanischer Kollege, befand sich nahe des Dreiländerecks Oman-Jemen- Saudi-Arabien. In diesem teils von Dünen verdeckten Randgebiet der Rub’ al-Khali-Wüste suchten wir an speziellen Orten, an denen Meteoriten besonders geschützt sind vor Erosion durch Sand. Diese Gebiete sind schwer zugänglich und können nur durch labyrinthische Korridore zwischen grossen und kleinen Dünen betreten werden. Wir hatten jedoch unsere Wege zuvor schon auf Satellitenbildern ausgekundschaftet.

Überraschende Beifunde
Neben Meteoriten fanden wir auf dem Wüstenboden auch andere Reste vergangener Zeiten. Kamelknochen etwa stammten aus junger Vergangenheit, während Strausseneier einige hundert Jahre alt sein mochten. Ein Haufen Feuersteinsplitter zeugte von einer steinzeitlichen Werkstatt. Fossile Riesenschnecken erinnerten wiederum daran, dass unser Meteoritenfundgebiet einst Meeresboden war.

Augenmass ist wichtig
In Bezug auf die Meteoritensuche wird häufig gefragt, welche technische Geräte wie beispielsweise Metalldetektoren vonnöten seien. Die banale Antwort heisst: gut Ausschau halten nach allem, was aussergewöhnlich und dunkel erscheint, ob aus dem langsam fahrenden Auto oder zu Fuss. Oft erkennen wir schon von Weitem, ob es sich um eine Konservendose oder Kameldung handelt, andernfalls hilft nur genaues in Augenschein nehmen. Aufgrund unserer Erfahrung sind wir fast immer sicher, ob ein Meteorit vorliegt oder nicht. Von den diesjährig mitgenommenen 94 Proben hat sich nur ein einziger Stein im Nachhinein als irdisch herausgestellt.

Beda Hofmann

Der Autor ist Leiter der Abteilung Erdwissenschaften am Naturhistorischen Museum Bern.

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