Gionathan Diani – Archivieren im digitalen Zeitalter
TEXT: ANNELI REINHARD; BILD: LEA MOSER
Auf dem Tisch liegt eine Kiste mit Disketten, wie man sie kaum noch sieht. Der Nachlass einer Berner Schriftstellerin, erklärt Gionathan Diani. Was die Disketten enthalten, muss er herausfinden: «Zuerst probiere ich, sie zu lesen. Das kann sehr unterschiedlich ausfallen und manchmal treffe ich auf völlig unbekannte Dateiformate», sagt er lächelnd. Gerade die Detektivarbeit mache aber Spass.
Das Archiv der Zukunft
«Archive sind keine verstaubten, langweiligen Orte», betont Gionathan Diani, der als digitaler Archivar in der Burgerbibliothek Bern tätig ist. Er selbst ist allerdings nicht derjenige, der Digitalisate erstellt. Vielmehr fragt er sich, was Archivieren in der digitalen Welt bedeutet: Wie sollen archivwürdige Daten gespeichert und geordnet werden? Welche Formate werden in 100 Jahren noch abrufbar sein? «Die digitale Archivierung als eigener Bereich ist immer noch am Entstehen, es sind viele Baustellen», meint Diani.
Seit kurzem besitzt die Burgerbibliothek neben dem physischen Archiv ein digitales Magazin, das sich unter der Aufsicht des digitalen Archivars füllt. Somit macht er viel Vermittlungsarbeit. «Ein grosser Teil meines Jobs ist das Verfassen und Verbessern von Anleitungen», sagt er. Doch gefällt ihm die Aufgabe: «Ich optimiere gerne Sachen.» Daneben betreut Gionathan Diani auch Projekte wie die Neulancierung der Webseite, die seit dem Sommer 2025 ein frisches Design hat.
Mitprägen und vermitteln
Mit einer Ausbildung als Mediamatiker und einem Bachelor in Informationswissenschaft ist Gionathan Diani gut ausgerüstet: «Ich war noch am Studieren, als ich meine Stelle angetreten habe, und konnte das neue Wissen daher direkt anwenden.» Der Start sei herausfordernd und dennoch sehr spannend gewesen. Dabei schätzt der digitale Archivar besonders das Vertrauen, das ihm von vornherein geschenkt wurde: «Im Team haben alle ihr eigenes Gebiet. Die Tür steht immer offen für Fragen, aber am Schluss bin ich für meine Projekte verantwortlich», erzählt er. Die Burgerbibliothek biete die Möglichkeit, wirklich mitzuprägen, was sehr motivierend sei.
Auch persönlich hat die Arbeit Diani geprägt: «Die meisten wissen nicht – und ich früher auch nicht –, dass Archive öffentliche Institutionen sind. Man darf kommen, Fragen stellen, sich Sachen anschauen. Das versuche ich jetzt aktiv zu vermitteln.» Denn Archive geben einen einzigartigen Einblick in unsere Vergangenheit. Gionathan Diani hilft mit, dass unsere Gegenwart ebenso überlebt.
