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Söldner, Bilderstürmer, Totentänzer

19.11.2016

Das Leben des Berners Niklaus Manuel (1484 –1530) ist geprägt von einer Epoche des Wandels. Die grossen politischen, religiösen, gesellschaftlichen und künstlerischen Umbrüche widerspiegeln sich als Richtungswechsel seines beruflichen Werdegangs. Eine grosse Wechselausstellung im Bernischen Historischen Museum folgt der Biografie Niklaus Manuels und zeigt die prägenden Veränderungen der Zeit um 1500. Zugleich leistet sie einen Beitrag zum Reformationsjubiläum aus Anlass des 500-jährigen Thesenanschlags Luthers in Wittenberg.

TEXT: ANDREAS RÜFENACHT; BILD: CHRISTINE MOOR

Allein schon Manuels Herkunft zeugt von einem Phänomen der Zeit: Sein Grossvater wanderte aus Norditalien ein, sein Vater betrieb eine Apotheke, und er heiratete die Tochter des angesehenen Stadtschreibers. Bern um 1500 war von sozialer Durchlässigkeit geprägt, ein rasanter Aufstieg in nur wenigen Generationen war möglich – sogar für einen Migrantensohn.

Der Künstler
Manuels künstlerisches Werk bettet sich ein in die Tradition spätmittelalterlicher Kunst, verarbeitet gleichzeitig aber die neuen Errungenschaften der Renaissance. In seinen Altarbildern umgibt er ganz traditionell die Heiligen mit edlen Goldgründen. Gleichzeitig bettet er diese in realistisch anmutende Landschaften, perspektivische Bildräume und antikische Architekturen. In den Zeichnungen nutzt er seine künstlerische Freiheit. Er rezipiert grosse Künstler wie Albrecht Dürer oder Urs Graf. Zugleich erprobt er neue Bildmotive und Kompositionen.

Der Söldner
Die italienische Renaissance könnte Manuel auf seinen Reisen als Söldner nach Oberitalien kennengelernt haben. Abenteuerlust, die Hoffnung auf rasche Beute oder die Not schwindender Aufträge mögen ihn ins Feld getrieben haben. In einigen Zeichnungen zeigt sich eine immanente Kritik an der Reisläuferei: Gewalt, Armut, Verletzung und Tod begleiteten die jungen Kämpfer oft noch lange nach ihrer Heimkehr weiter.

Der Dichter
Mit den Versstrophen zu den 24 Szenen seines berühmten Berner Totentanzes an der Friedhofsmauer des Dominikanerklosters, der heutigen Französische Kirche, tritt Manuel zur Zeit von Luthers Thesenanschlag in Wittenberg 1517 erstmals als Dichter auf. Wo Text und Bild im Rahmen dieser Kunstgattung noch zusammen gehören, trennen sie sich nun zunehmend. Anfang der 1520er-Jahre legt der Maler seinen Pinsel endgültig zur Seite – wohl wegen fehlender Aufträge und persönlicher Prägung durch die Reformation.

Der Kirchenkritiker
Seine dichterische Arbeit tritt rasch in den Dienst der neuen Konfession. 1523 werden an der Kreuzgasse zwei seiner Fasnachtspiele aufgeführt, die für die Zukunft der Reformation in Bern von hoher Bedeutung sind. Mit beissender Kritik und derber Sprache, gleichzeitig gekonnter Dichtung und originellem Witz erreicht er ein breites, oft auch ungebildetes Publikum. Weitere sehr erfolgreiche Stücke entstehen.

Der Politiker
Schon Mitglied des Grossen Rats ab 1510, wird Manuel 1523 bernischer Landvogt in Erlach. Das Amt ist Ausgangspunkt seiner erfolgreichen Karriere, die er nach Einführung der Reformation 1528 schwindelerregend rasch durchschreitet. Innert weniger Monate wird er Mitglied des Kleinen Rats, übernimmt diverse Ämter wie dasjenige eines Chorrichters und wird Venner des Gerbern-Quartiers. In dieser Rolle tritt er als Berner Diplomat in der Eidgenossenschaft in Erscheinung. Kompromissbereit sucht er den Ausgleich und kämpft um den Frieden zwischen den konfessionell gespaltenen Orten (Kantonen) und den Erhalt des eidgenössischen Bündnisses. Auf dem Höhepunkt seiner persönlichen Karriere stirbt Manuel im April 1530.

Die Ausstellung
Die grosszügig inszenierte Ausstellung im Bernischen Historischen Museum folgt der Biografie Niklaus Manuels vom Söldner zum Politiker, vom Künstler zum Bilderstürmer. Hochkarätige Gemälde, unbekannte Zeichnungen, Holzschnitte und Texte von Manuel sowie Bücher, Waffen, Kostüme, Bildteppiche, Glasmalereien und Skulpturen aus den Sammlungen des Bernischen Historischen Museums und von mehr als dreissig Leihgebern aus der Schweiz und Europa lassen Manuel und die Welt seiner Zeit lebendig werden. Die Ausstellung zeigt eine schillernde Persönlichkeit, einen grossen Künstler und beispielhaft eine ganze Epoche.

Die Burgergemeinde Bern und das Bernische Historische Museum

Das Bernische Historische Museum BHM ist ein Flaggschiff in der Berner Kulturlandschaft. Es wird zu je einem Drittel finanziert durch den Kanton Bern, die Burgergemeinde Bern sowie die Stadt Bern zusammen mit den Gemeinden der Region.

abgelegt unter: Kultur, Burgergemeinde

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