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Neo Biota non grata

Goldruten breiten sich entlang der Waldstrassen aus.

23.10.2015

Stolz wurden sie einst von ihren Besitzern in Gärten angepflanzt und präsentiert. Sie zeugten von Weltoffenheit und Avantgardismus. Die besonderen Blüten schmückten den Garten und ehrten den Besitzer. Die Rede ist von Stauden, Sträuchern, Blumen und Bäumen, deren Namen von ferner Herkunft aus Asien, dem Orient oder der «neuen Welt» zeugen: Reynoutria japonica (Japanischer Knöterich), Solidago canadensis (Goldrute), Budlejja davidii (Sommerflieder), Impatiens glandulifera (Drüsiges Springkraut) und viele mehr. Kaum waren sie in den Gärten wieder ausser Mode gekommen, wurden sie wild entsorgt. Seither erobern sie immer grössere Flächen in
den Naturräumen.

TEXT UND BILD: STEFAN FLÜCKIGER

Längst säumen zahllose Goldruten die Waldstrassen der Burgergemeinde, und der Japanische Knöterich breitet sich im Halbschatten des Waldes aus. Vielen Waldbesuchern wurde erst diesen Sommer bewusst, wie stark sich die eingewanderten Pflanzen, die Neophyten, verbreitet haben. Fehlende natürliche Feinde und eine beeindruckende Konkurrenzstärke führen dazu, dass sie einheimische Arten verdrängen. Sie verhalten sich mittlerweile so invasiv, dass auch die Politik reagiert hat. Nach der Revision des Waldgesetzes vom September sind zur Bekämpfung von Neophyten in Sonderfällen öffentliche Mittel vorgesehen. Der Forstbetrieb der Burgergemeinde wies bereits früh auf das Ausbreitungsrisiko hin. Heute hat die Verbreitung der Neophyten ein solches Ausmass erreicht, dass die Bekämpfung nahezu aussichtslos ist und wir uns mit ihnen im Wald arrangieren müssen.

Neophyten gemeinsam in Schach halten
Für den Wald selber sind die Neophyten nicht schlimmer als die vielerorts vorhandenen Brombeeren oder das Adlerfarn. Zur Walderhaltung müssen sie aber während einer gewissen Zeit gemäht werden, damit Jungbäume nachwachsen können. Seit einiger Zeit verzichtet der Forstbetrieb zugunsten seltener Orchideen im Wald auf das Mähen von Wegrändern. Die während Jahren abgemähten Goldruten und Knöterichstauden schossen daraufhin aus dem Boden, als wären sie zuvor gesät worden: Das Mähen der neuen Gäste erwies sich als reine Symptombekämpfung. Um die stark invasiven Arten zumindest in Schach zu halten, arbeitet der Forstbetrieb gemeinsam mit der Universität, der Stadt – in der Fachgruppe Neophyten – und Freiwilligen zusammen. Zurzeit testet ein Student im Rahmen seiner Masterarbeit mit logistischer Unterstützung des Forstbetriebs diverse Bekämpfungsmethoden gegen den Knöterich. Mithilfe von Freiwilligeneinsätzen werden daneben heimgesuchte Flächen von Neophyten befreit, so letzten Mai zusammen mit dem Rotaryclub Bern-Christoffel und Schulkindern der Stadt Bern.

Neue Lösungen gesucht
Da uns bewusst ist, dass Neophyten nicht mehr ausgerottet werden können, sind nun Konzepte für eine Koexistenz unter Erreichung der forstlichen Ziele im Wald gefragt. Deshalb bekämpft der Forstbetrieb Neophyten nur dort, wo die Walderhaltung gefährdet ist. Der Forstbetrieb prüft und testet vertretbare Massnahmen, welche die Walderhaltung erleichtern. Eine energetische Verwendung der Neophyten wird für die Zukunft nicht ausgeschlossen.

Neophyten als Nahrung und Pollenspender
Auch andere Länder kennen die Neophyten. Der Japanische Knöterich hat sogar Eingang in Kochbücher für Wildkräuter gefunden und wird in Deutschland aufgrund seines hohen Oxalsäuregehalts als Rhein-Rhabarber bezeichnet. Die gelbleuchtende Goldrute dagegen wurde bis vor kurzem in Imkereilehrbüchern als wertvolle Pollenspenderin gepriesen und steht für invasive Neophyten, die in der Landwirtschaft mit guter Absicht angebaut wurden.

abgelegt unter: Natur, Forstbetrieb, Burgergemeinde

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