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Bärner Müschterli

13.04.2015

Gigele und gugle mit bärnischi Anekdote, erzellt vom J. Harald Wäber.

 

AUS DER ANEKDOTENSAMMLUNG HARALD J. WÄBER; ILLUSTRATION: IRENE SCHOCH

Im Jahr 1908 isch der Ferdinand Hodler als Jury-Mitglid vom Dütsche Chünschtlerbund z Dresden gsy. Bi däre Glägeheit het er o der Gmäldgalerie e Visite gmacht.
Er isch dert vom Diräkter empfange worde, em Woldemar vo Seidlitz (*1850), wo als eine vo den Erschte z Dütschland japanischi Holzschnitte gsammlet het. Dä het em Schwyzer sy Sammlung no so gärn zeigt und dermit nümme welle höre.
Zletscht am Änd isch der Ferdinand Hodler fasch vergyblet, doch der Herr vo Seidlitz fahrt furt: «Jetzt möchte ich Ihnen noch das Kostbarste zeigen, nämlich einige Blätter von Toshusai Sharaku (*1770).»
Da steit der Hodler uuf und seit: «Herr von Seidlitz, Sie entschuldigen, aber ich möchte gehen – ich muss eine Kuh sehen!»

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Der Landschafts- und Figuremaler Fritz Widmann (*1869) isch e Zytlang so starch under em Yfluss vo der Chunscht vom berüemtere Kolleg Ferdinand Hodler gstande, dass er ne het aafa nachemache. Das het nid chönne guet cho, und er het drum probiert, sech vo däm Bann z löse.
Der Hodler het’s vernoh und zum Widmann gseit: «So, Du wotsch also loscho vo mir. Was wotsch de vornäh?»
«I wott probiere, über em Naturstudium mi sälber z finde und mi i de Gränze vo myr Begabung z bewege.»
«So so, schaff nume geng, das isch d Houptsach. – Aber we De de wider eine nachemachsch, so mach mi nache. I bi nämlech geng no der Bescht!»

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Der Gymnasiallehrer Werner Sutermeischter (Sutermeister) (*1868) isch bekannt gsy für syni witzige Schüttelryme.
Vo ihnen isch o der Läuferbrunnen unden am Stalde bi der Längmuur z Bärn nid verschont blibe. Ihm isch der Vierzyler gwidmet:

«Ich fürchte sehr, der Läufer säuft,
Dieweil er wie ein Säufer läuft.
Seit wann ist solches Schreiten Sitte?
Er macht nach allen Seiten Schritte.»

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I eim vo syne Ryme het der Werner Sutermeischter o der Bruefskolleg Johannes Jegerlehner (*1871) ufe Huet gno, wo sech mit Sage befasst het und o hüt längschtes vergässeni Erzählungen im Volkston gschribe het. Der Zwöizyler het glutet:

«Kein Dichter ist der Jegerlehner,
Doch findet stets Verleger jener.»

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Der Ferdinand Hodler isch in eren Usstellung, wo o Bilder vom Eugène Burnand (*1850) sy zeigt worde, i der Jury gsässe. Dä Maler vo Chavannes-sur-Moudon isch under anderem bekannt gsy, wil eis vo syne grosse Gmäld, e Chue, vo der Firma Nestlé als Reklamesujet isch verwändet worde. Wo di beide Maler vor däm Bild stande, seit der Hodler: «Säget einisch, my lieb Burnand, i finden Eui Chue rychlech läng!» Da antwortet der Burnand: «My lieb Hodler, e Chue isch äbe sehr läng.»

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Einisch isch der Ferdinand Hodler zäme mit em Malerkolleg Fritz Widmann (*1869) z Bärn bescheiden im enen Egge vom Restaurant Chornhuuschäller bim ene Glas gsässen und het echly d Lüt gschouet. Da stolziert a ihrem Tisch e grosse Maa verby, wo uf em Chopf en enorme Chünschtlerkalabreser treit, am Chini e martialische Bart und am Körper e Pelerinemantel, wo flouderet – alles druf aagleit, grossi Wichtigi uszstrahle. Der Hodler luegt ihm nachen und meint de zu sym Begleiter: «Das isch mindeschtens e Hodler!»

Wo i der Eidgenosseschaft 1911 di zwöiti Banknoteserie isch usecho, het d Hundertfranke-Note uf der Rücksyten es Motiv zeigt, wo der Ferdinand Hodler entworfe het: e Määjer, wo sy Sägesse schwingt. Das Bild isch zum Teil gar nid guet ufgnoh worden und het für ne Pressewirbel gsorget. E Bytrag in ere Zytig het aber versuecht, d Woge poetisch z glette, und zwar mit em Värs: «Wozu der Lärm, das unbedachte Schmähen? So würde Hodler, wär er Mäher, mähen!»

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Wo der Ferdinand Hodler isch arriviert gsy, het ne d «Gesellschaft schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten» zäme mit andere Mitglider 1911 am ene Bankett im Hotel Pfischtere a der Chramgass z Bärn gfyret. Vis-à-vis vo sym Tischplatz isch der Chrischtian Boumgartner (Baumgartner) (*1859) gsässe, wo vor allem Aquarell gmalt het. Zwüsche beidne sy zwo volli Fläsche gstande, vor em Hodler eini mit Wasser, vor em Boumgartner e Wyguttere. Da het der Hodler under Gigele di beide Fläsche vertuuscht und derby gseit: «Em Wassermaler ds Wasser, mir aber der Wy!»

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Der Musikdiräkter Carl Munzinger (*1842), e grosse Förderer vo der bärnische Musikwält, het o der Cäcilieverein, e pflegte Damechor, gleitet. Wenn Chorischtinne a de Probe chly geniert sy gsy und drum nume lysli gsunge hei, het er däne geng zuegrüeft: «Muul uuf!»
De isch ds kantonale Gsangfescht vo 1881 cho. Der Feschtumzug isch o am Simsonbrunnen a der Chramgass vorbygloffe, wo der biblisch Held darstellt, wi ner emene Löi d Schnöiggen ufrysst.
Da isch a däm Brunnen e grossi Affiche ghanget, wo’s druffe gheisse het: «Maul auf, schrie Simson dem Löwen ins Ohr; er war gewiss Musikdirektor!»

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Der Porträt- und Tiermaler Johann Guschtav Vollewyder (Vollenweider) (*1852) het der Uftrag übercho, ds Porträt von ere bereits chly eltere Dame z male. Won er’s vollbracht het, hei ihri beide Sühn kritisiert, er heigi ihri Mueter vil z alt dargstellt.
Da druuf het der Chünschtler gsatzlech gantwortet: «Henu, de heit Der se halt so, wi si öppen i zäh Jahr usgseht!»

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Vom Ferdinand Hodler (*1853) git’s e Zyleten Anekdote, was nid verwunderet, isch er doch der bekanntischt Schwyzer Maler vo syr Zyt gsy.
Öpper het ihm dervo brichtet, dass zwee Chunschtprofässore drüber gstritte heige, öb är zu den Expressionischten oder zu de Symbolischte ghöri. Da het er glachet und gseit: «Etiquette eigne sech besser für d Büchse vo de Spezereihändler als für Chünschtler!»

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Der Ferdinand Hodler het e Zytlang zum Ufzeichne vo Figure mit emene Rahme gschaffet, wo nes Netz vo sänkrächten und waagrächte Schnüer gspannt isch gsy.
Einisch hei nen unagmäldet zwee Fründe bsuecht, wo ner juscht mit däm Rahme gschaffet het. Er isch so i sy Arbeit vertieft gsy, dass er se nid emal gachtet het.
Da flüschteret der eint Bsuech zum andere: «Chumm, mer la ne, er spinnt sys Netz um syni Opfer!»

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Der dütsch Maler, Radierer und Schriftsteller Balthasar Anton Dunker (*1746), wo vor allem z Bärn gwürkt het, isch vo Saal z Pommern cho. Nachdäm er zerscht e schöne Succès gha het, het er später als Folg vo der Französische Revolution geng meh under der schlächten Uftragslag glitte, und syni letschte Läbesjahr het er i armüeteligem Zuestand müesse verbringe. Am Aafang isch er schygg gsy, ja sogar tiré à quatre épingles, het er doch geng uf em Chopf e fyne Näbelspalter (das heisst e Dreispitz), am Körper es rych brodierts Juste au Corps mit emene Galanteriedägen a der Syte und a de Bei sydigi schwarzi Strümpf treit. Nach syr Verarmung hei de d Strümpf meischtens Löcher gha, wo ner het probiert z verstecke, indäm er d Hut a däne Stelle mit Tusch schwarz ygfärbt het. Da het nen einisch e Fründ gfragt: «Schämsch Du Di eigetlech nid, eso verlöchereti Strümpf z trage?» Der Dunker het ihm entgäge gha: «Was, ich sollte mich schämen? Keine Rede! – Es sollte sich vielmehr derjenige schämen, dem die Strümpfe gehören. Sie sind nämlich entlehnt!»

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Bis i ds Jahr 1888 hei d Burger vo der Stadt Bärn ds Privileg vom sogenannte Burgernutze gha, das heisst, si hei vergäbe Holz übercho. Das het der Balthasar Anton Dunker zum Aalass gno, es Grab für ne gmeinte burgerleche Stöderi, wo ussert sym Rouch im Läbe weni botte het, mit em Spruch z schmücke: «Hier liegt viel alter Bernerstolz, auf sieben Klafter Burgerholz.»

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Der bärnburgerlech Dichter Jeremias Gotthälf (Gotthelf) (*1797), wo eigetlech Albärt Bitzius gheisse het und Pfarrer z Lützelflüeh gsy isch, het sech einisch am ene heisse Summertag bim Kommissione mache z Burdlef (Burgdorf) verspätet. Er isch drum froh gsy, won ihm der Bärewirt sys Bärnerwägeli zur Verfüegung gstellt het, für dass er no hei chunnt. Wo ner ufgsässen isch gsy, het der Stallchnächt, wo ne gutschiert het, mit der Pöitsche gchlepft und en unerchannte Fluech usgstosse, was der Goul i Trab versetzt het. Der Gotthälf het uf das aben ärschtig proteschtiert. Bald scho isch ds Ross geng lengsemer und lengsemer gloffen und i nes Schnäggetämpo verfalle, und am Horizont sy schwarzi Wulken ufzoge, wo nüt Guets verheisse hei. Da fragt der Gotthälf sy Gutschner enerviert, öb’s ke Wäg gäb, dä Bygger aaztrybe. D Antwort isch: «Mou, aber Dir heit gseit, i dörf nid. Ds Einzige, wo battet, sy nämlech zümftigi Flüech, ds Ross isch’s eso gwanet.» Der Gotthälf seit e Zytlang nüt, aber wo’s du chly später no het afa donnere, meint der Pfarrherr: «Henusode – so fluech i Gottsname!»

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Der dütsch Theolog und Lyriker Karl Fridrich vo Gerok (*1815) het 1857 e frommi Gedichtsammlung usegä, wo der Titel «Palmblätter» treit het. Si isch o z Bärn sehr populär worde, und me het se, vertont, im Musikunterricht hüüfig müesse vortrage. Denn isch d Scherzfrag ufcho: «Was isch der Unterschid zwüschen eren Afrikanere und enere hiesige Pfarrerstochter?» D Antwort isch gsy: «D Afrikanere het e Gehrock vo Palmbletter und d Pfarrerstochter d Palmbletter vom Gerok.»

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D Eltere vom Alexander vo Tavel (*1827), em spätere Jurischt und Politiker, hei es Meitli gha, wo «Mädeli» gheisse het. Das isch o mit der Familie ga Frutigen i d Tälleburg cho, wo sy Dienschtheer 1828 dert isch Oberamtme worde. Für e sehr läbig chly Alexander sy di Jahr es Paradies gsy, wo ner öppen o Lumpereie bosget het. So het er nid numen einisch ds Chuchigschirr la der Schlossbärg abe röllele, sondern am ene Gaschtässen o ds Bsteck z underobe gworfe. Da het me ne us der Ässstube spediert, aber scho gly druf isch er umen ynecho und het treuhärzig gmeint: «Ds Mädeli het gseit, es syg mer leid!»

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Der Jurischt Hans Fehr (*1874) isch a der Universität Bärn Profässer für schwyzerischi und dütschi Rächtsgschicht gsy, dernäben en elegante Heer und drum o ne Liebling vo de Studäntinne. Er het under anderem 1923 es Buech gschribe mit em Titel «Das Recht im Bild». – Sy Bruefskolleg, der Profässer Theo Guhl (*1880), wo Dozänt für schwyzerischs Privaträcht und Rächtsgschicht, aber o ne rächte Witzbold gsy isch, het druf abe gseit: «Der Verfasser vom Buech ‹Das Recht im Bild› isch de nid rächt im Bild gsy.»

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Wo der Maler Poul Klee (*1879) vo dütsche Fründen isch gfragt worde, wi ner sech währed der grosse Finanzkrise, wo 1929 agfange het, düregschlage heig, het er mit emene Lächle gantwortet: «Wir alle lebten damals von der Wand in den Mund!»

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I der Mitti vom letschte Jahrhundert het’s z Lyss drei Ärzt gä. Vo däne isch der Dokter Fritz Chünig (König) (*1900) mit de Rächnunge geng echly im Hinderlig gsy. Wo einisch das medizinische Trio am Stammtisch im Restaurant «Bäre» isch verhandlet worde, het e Gascht gseit: «Es isch eso: We me ne chlyni Rächnig wott, de sött me zum Dokter Lehme (Lehmann) ga, we me se sofort wott, zum Dokter Ludwig, und we me gar keni wott, zum Dokter Chünig.»

«Vo gigele bis gugle. 500+1 bärnischi Anekdote»

Bild Legende:

Erzellt vom J. Harald Wäber. Mit Illuschtratione vo der Rahel Winiger. Weberverlag, Gwatt/Thun 2015. 156 S. inkl. CD. Ca. Fr. 39.–

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