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Benefizkonzert von Patricia Kopatchinskaja im Burgerspittel

Patricia Kopatchinskaja gab im Burgerspittel ein atemberaubendes Solorecital von Barock bis Zeitgenössisch.

22.07.2020

Vier Franken Taggeld als Ersatz für Konzertausfälle. Corona hat in der Schweizer Musikszene für Härtefälle gesorgt. Die weltberühmte, in Bern lebende Violinistin Patricia Kopatchinskaja hat zugunsten eines Notfallfonds der «Schweizerischen Stiftung für die Förderung und Unterstützung von Berufsmusikerinnen und Berufsmusikern» vier Benefizkonzerte gegeben. Eines davon sorgte letzten Mittwoch im Burgerspittel im Viererfeld für grosse Begeisterung. Das Medaillon hat Patricia Kopatchinskaja nach dem Konzert zur Situation von Musikerinnen und Musikern in Coronazeiten befragt.

TEXT: MARTIN GRASSL; BILD: JUSSARA KOSCHAHRE

MEDAILLON: Sie haben gerade im Burgerspittel ein Solorecital zugunsten notleidender Musikerkolleginnen und -kollegen infolge Corona gegeben. Was hat sich für Sie persönlich wegen Corona verändert?
PATRICIA KOPATCHINSKAJA: Ich persönlich habe glücklicherweise keine finanzielle Not gelitten, da die Versicherungsleistungen aufgrund meiner vielen gut bezahlten Konzerte ausreichend waren. Aber ich habe in meinem Bekanntenkreis beispielsweise einen Kollegen, der letztes Jahr wegen einer Operation praktisch nicht auftreten konnte. Sein Taggeldersatz von vier Franken reicht nirgendwohin, um die Existenz zu sichern. Ich weiss von mehreren solchen Fällen.

Aber Sie konnten zumindest auch nicht mehr auftreten, obwohl Sie ein äusserst aktives Bühnenleben führen.
Genau, das kommt nämlich für all meine Kolleginnen und Kollegen noch hinzu: die seelische Not, den Beruf nicht mehr ausüben zu können. Das habe ich selber ganz gut gespürt. Der Lockdown hat nämlich auch bei einigen jüngeren Menschen für erhebliche Verunsicherung gesorgt. Diese Einsamkeit in den eigenen vier Wänden war für mich persönlich als Musikerin fürchterlich. Nur üben, aber nicht auftreten zu können. Die Seele des Musikers braucht aber die Bühne. Ich muss Musik geben können. Dies auf ein Mal nicht mehr zu können, habe ich als psychische Belastung empfunden. Versuchen Sie einmal einem Vogel zu verbieten, zu zwitschern: Er stirbt. Und ich mag es natürlich auch nicht, einfach zuhause herumzusitzen, ohne etwas verrichten zu können.

Corona ruft uns die Verletzlichkeit unserer Zivilisation ins Bewusstsein. Welche Rolle spielt Ihrer Ansicht nach die Musik in solchen Zeiten?
Ich denke nicht nur an Corona, gleichzeitig droht nämlich der stattfindende Klimawandel unser Leben auf den Kopf zu stellen. Ich fühle mich dabei ganz wie die Musiker auf der Titanic. Das Schiff geht langsam unter, doch das Orchester hat die Pflicht, bis zum Ende weiterzuspielen. Denn Musik spendet Trost. Sie ist ein Medium, das einem erlaubt, die Welt anders wahrnehmen zu können, sie sichtbar zu machen. Musik ist ein Territorium in steter Bewegung. Durch die Erfahrung der Kunst öffnet sich das wahre Wesen eines Menschen. Ich empfinde auch Dankbarkeit wegen der besonderen Situation.

Dankbarkeit wegen Corona?
Ja, Dankbarkeit. Solche Krisen schärfen nämlich ganz sicher unsere Sinne. Das ist auch gut so. Wir durften nun längere Zeit überhaupt nicht mehr auftreten. Seit den Lockerungen werden wir spürbar besser wahrgenommen. Die Menschen freuen sich auf die Konzerte. Ich empfinde es als ein grosses Privileg, Gehör geschenkt zu bekommen. Ich erinnere mich sehr gut, wie meine Mutter früher einmal nach einem kleinen Konzert von mir - damals noch in Moldawien, wo meine Familie herstammt - meinte, wie schön es gewesen sei, dass mir die Menschen zugehört hätten. Ich war noch ein Kind und habe damals nicht verstanden, was sie mir damit sagen wollte. Heute dagegen weiss ich sehr gut, worauf sie damit angesprochen hatte.

Spendenaufruf für Nothilfe der Stiftung des Schweizerischen Musikerverbands

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